Bewertung | 4.75/6 Pommesgabeln |
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Genre | Pagan Metal |
Label | Massacre Records |
Releasedatum | 23. November 2012 |
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Adorned Brood - Kuningaz
3. Dezember 2012, 02:07 - review, massacre-records, adorned-brood - geposted von henniDa findet sich doch tatsächlich in den Untiefen meines Theater-Fundus eine Scheibe mit hübscher Musik drauf. Drauf steht Adorned Brood und Kuningaz und im Hintergrund ist der Kopf eines Geisterkriegers ähnlich dem aus Herr der Ringe. Auch zwei Wikingerheere sind durch den Nebel erkennbar. Aha, also Pagan Metal. Die Recherche ergibt: Adorned Brood sind eine deutsche Pagan-Metal-Band aus Grevenbroich, die 1993 gegründet wurde und schon 2009 mit Alestorm, Týr und Heidevolk auf der Black Sails over Europe Tour am Start war.
Kuningaz ist das bisher zehnte Album, sieht man von den 2 Demos, die im Gründungsjahr selbst hergestellt wurden, ab.
Zu dem Album existiert sogar schon eine Single - der Song "Victory or Valhall" ist seit dem 26.10.2012 als digitale Single verfügbar.
Auf der Website zum Album gibt es nebst Hörbeispielen auch ein recht hübsches Studiotagebuch zu bestaunen.
Review:
Der Song Einkehr ist meiner Meinung nach sowas wie ein Ohröffner und lädt gleichzeitig zu selbiger ein. Eher ruhig gehalten mit Akustikgitarre, Flöte und Keyboard, die fröhliche Weisen von sich geben, lädt er zum Verweilen ein. Am Ende habe ich das Gefühl von Einkehr stark an gängige Filmmusik erinnert zu werden. Der Song zeigt aber auch schon ganz deutlich, dass Adorned Brood gut und gerne mit verschiedensten Tempi und Rhythmen umgehen kann - das lässt auf mehr hoffen.
Auch Kuningaz (Germanisch: König) beginnt ähnlich ruhig... Doch das ändert sich ziemlich bald. Da schiebt sich doch eine leise E-Gitarre dazwischen und dann geht der Track in richtig schönem Geknüppel dazu über, die Nacken knacken zu lassen. Bei Kuningaz wechseln sich klare Gesänge, Shouts, und auch Screams richtig geil ab. Der Song bietet damit jedem die Möglichkeit, mitzusingen, und wer das nicht möchte kommt auch teilweise in den Genuss, sich mit der Luftgitarre am Gesamtgeschehen zu beteiligen oder wiegt beim wieder ruhigen Zwischenspiel den Körper zur Musik. Allein die letzten zwei Sekunden finde ich etwas unangebracht.
Bei Call of the Wild begrüßt uns das Schlagzeug richtig freudig, das macht Lust dazu abzugehen und das kann man nun wirklich. Adorned Brood zeigen, dass sie es verstehen, eigentlich (fast) jeden Metalfan zum Abgehen zu bewegen. Hier gibt es richtig geile Shouts, die teilweise auch mit grandiosen Backing Shouts gepaart ordentlich Spaß machen. Teilweise erinnert mich der Song an Children of Bodom, aber das ist weiß Gott kein Fehler. Die Bridge macht auch wieder wett, dass die Flöte sonst eher zu leise ist. Aber in der Bridge steht sie richtig gut im Vordergrund und auch das Gitarrensolo zeugt von Melodiesicherheit und Variabilität. Saubere Arbeit!
Victory or Valhall - also die Single - muss dann ja noch besser sein. Nach dem Intro zeigt sich, dass es sich dabei um einen wirklich tollen Song handelt. Flöte und Rhythmusgruppe ergänzen sich perfekt. Auch der Gesang klingt so wie es sein sollte. Die Wechsel im Rhythmus sind wie in Einkehr angedeutet gut platziert. Auch bietet die Singleauskopplung schöne Mitshout- und Mitsing-Elemente. Das Solo ist erneut nicht von schlechten Eltern.
Hugin (altnordisch: Gedanke), bekannt als einer der beiden Raben Odins, bietet als ruhiges Lied eine Verschnaufpause vom ständigen Kopfgewippe. Allein Akustikgitarre und Flöte erzeugen eine hübsche Stimmung.
Diese Stimmung wird in Men durch Schlachtengetümmel im Intro zunichte gemacht und auch der "Gesang" klingt teilweise nach Kriegsgeschrei. Doch auch bei Men fehlen hübsche Mitgröhlpassagen in keinster Weise - und beim ruhigen Flötenzwischenspiel kann sich die Stimme etwas erholen. Hier erkennt man abermals, dass Adorned Brood kein Problem mit Geschwindigkeit haben. Ein weiteres Zwischenspiel lässt mit Polka-Elementen durchblicken, dass die Men auch gut und gerne feiern. Doch auch hier fehlt nicht die Möglichkeit Luftgitarre zu einem hübschen Solo zu spielen.
Kreuzeslast, der einzige deutsche Titel auf dem Album, beginnt am Anfang sehr gediegen mit kraftvollen Screams und viel Geknüppel, das sich aber durch einen schönen Rhythmus vom 0815-Metal abgrenzt. Dann folgen wieder ruhigere Parts, fast schon flehentlich der Gesang. Des Keyboards Zwischenspiele verfeinern den Song noch weiter. Auch hier herrscht wieder viel Mitsingpotential. Zwar gefällt mir persönlich der Song auch nach mehrfachem Hören noch immer nicht so ganz, aber mittlerweile macht er doch schon Spaß.
Auch hier folgt gegen Ende wieder ein fetziges Solo. Kreuzeslast hat auf jeden Fall Ohrwurmcharakter. Am Ende fällt nochmals das Keyboard positiv auf.
Der nächste Track Just a Fight geht nach einem ruhigeren Intro wieder recht gut ab, auch hier gibt es wieder Mitshout-Elemente. Es wird schnell deutlich, welche Textpassage Ausschlag für den Titel gab. Hübsche Blastbeats erzeugen ein schönes Gesamtbild, die Flöte als musikalischer Gegenpart, in ihrem Solo fantastisch vom Bass ergänzt, macht dem Song zu einem wahren Ohrenschmaus. Auch das Gitarrensolo im Anschluss zeugt von Raffinesse.
Hatten wir vorhin Hugin darf natürlich auch Allvater Odins zweiter Rabe Munin (Altnordisch: Erinnerung) nicht fehlen. Genau wie Munin ist auch dieser RabeSong sehr ruhig und gemütlich.
A War Poem beginnt wieder in einem ruhigen Intro, alles Andere hätte nach Munin auch sehr geschockt. Doch die Ruhe ist bald vorbei und Adorned Brood zeigen, worum es bei Pagan Metal geht. Angereichert ist der Song mit einigen hübschen Breaks und Tempowechseln. Der Keyboarder darf auch wieder sein Können unter Beweis stellen. Die fast schon karibischen Honkeytonk-Töne zu hören verwirrte mich dann doch ein wenig. Aber nur wenig später verzückt ein sehr schön verspieltes Gitarrensolo meinen Gehörgang und spielt die Irritation völlig hinfort.
Als letzter Song beginnt We are Legion mit Drums und Keyboard, und wird dann von der Gitarre in härtere Gefilde gedrängt. Die Gegensätze spielen sehr schön gegen- und dadurch miteinander. Auch der Sänger zeigt nochmal sein ganzes Können und es gibt wieder schöne gesangliche Mitmach-Passagen. Eine ruhige Passage, darf natürlich auch beim Abschluss-Song nicht fehlen. Gegen Ende zeigt der Gitarrist, was er schon in vielen Titeln vorher gezeigt hat: Er kann spielen und das garnicht mal schlecht! Das ruhige Ende lässt das Gesamtwerk schön ausklingen.
Tracks:
- Einkehr (2:43)
- Kuningaz (6:23)
- Call of the Wild (4:53)
- Victory or Valhall (5:31)
- Hugin (1:41)
- Men (5:42)
- Kreuzeslast (5:56)
- Just a Fight (3:29)
- Munin (1:24)
- A War Poem (6:04)
- We are Legion (5:56)
Line-Up:
- Frost - Gesang, Bass
- Thorsten - Gitarre
- Jan Jansohn - Gitarre
- Niklas Enns - Keyboard
- Mischa - Schlagzeug
- Anne - Flöte
Fazit:
Auch wenn ich einige Zeit brauchte, um mit dem Album warm zu werden - ich fand die vielen Wechsel in Tempo, Rhythmus und auch im Stil anfangs anstrengend - muss ich meine ersten Gedanken korrigieren und sagen, dass Kuningaz ein wirklich königliches Album ist, welches beim Hören richtig Spaß gemacht hat. Ein kleines Manko war der oft wiederholte strukturelle Aufbau der Songs: Ruhiges Intro - harter Teil - mehrere ruhigere Bridges - Gitarrensolo. Dennoch ist Kuningaz sehr hörenswert.
Und deswegen
... gibt es auf jeden Fall 4,75 von 6 Pommesgabeln!