Bewertung 4.5/6 Pommesgabeln
Genre Rockabilly
Label Wolverine Records
Releasedatum 11. November 2011

Jamie Clarke's Perfect - Beatboys

1. Oktober 2012, 00:20 - jamie-clarkes-perfect, wolverine-records, review - geposted von DocDesastro

Liebe Schergen, unsere Kontakte bei Wolverine Records, die sich kürzlich dazu entschieden haben, mit uns zusammenzuarbeiten haben mir die folgende feine Scheibe auf den Schreibtisch gelegt. Erst einmal etwas Info über die Band:
Jamie Clarke, Gitarrist, Sänger und das Herz von Perfect wurde 1964 in England geboren und hatte schon immer Großes vor. Kaum trocken hinter den Ohren, zog es ihn ins "wilde" Camden, Londons Hotspot und das Zentrum der 80er Musikszene. Seine musikalische Karriere begann er als Gitarrist der 80er Poplegende "Innocence Lost". Seine Karriere als reiner Gitarrist endete mit dem Split der Folkpunk-Heroen "The Pogues" 1996, für die er in den 90ern zuerst auf der Bühne, dann auch im Studio in die Saiten griff. 1997 gründete er als Sänger, Songwriter und Gitarrist die Gruppe "Perfect" mit der er seither in wechselnder Besetzung spielt.

Perfect, das sind neben Jamie, Bjoern Again am Schlagzeug, Frank-Jean Schmidt am französischen Bass und Pierre Lavendel, der mit einem zusaetzlichen Banjo den unverwechselbaren Sound der Band noch ein wenig mehr "Rockabilly" klingen lässt.
Perfect spielen jährlich mehr als 100 Konzerte und sind unterwegs in ganz Europa und den USA. Ihre actionreiche Liveshow ist nicht nur in der Folkszene bekannt. Die Konzerte der Band begeistern mit einer perfekten Mixtur modern und rockig interpretierter Pogues- und Folk-Klassiker und haufenweiser eigener Songs.
Nach der Appetizer Maxi CD "Fucking Folk-A-Billy-Rock sind sie nun endlich mit dem heissersehnten Album "Beatboys" am Start, welches ein Must have für alle Pogues Fans, Billys und Rock’n’Roller ist! Laut Beipackzettel wird hier Folk, Billy, 77-Punk, Country und Rock’n’Roll gemischt wie es wohl kaum eine andere Band so gut und rotzig vortragen kann! 13 eigene Perlen und eine Coverversion bringen das Tanzbein ordentlich zum zucken und machen Lust auf eine whiskey-geschwängerte, schweisstriefende Party!

Nun wollen wir uns mal überraschen lassen, was das Album für uns so auf Lager hat:

Nach kurzem Studieren des Booklets föllt einem die Vielzahl der Gastmusiker auf, die die Tracks um Folk-Elemente wie Banjo, Harfe, Saxophon oder Akkordeon bereichern.
Mit den Worten Welcome to violence grüsst uns der erste Track Super Sonic Gin and Tonic. Nach kurzem Intro legt die Band auch gleich mit einem prägnanten Beat und Riff los. Der Text handelt von grossen Mengen Gin und dem Ausblenden persönlicher Probleme. Schönes Stück zum Reinschnuppern.
Der nächste Track Beatboys ist direkt eine Folk-Granate die einen sofort an die Dropkick Murphys oder The Pogues (wen wundert es?) erinnert. Banjo und Akkordeon gepaart mit schnellem Beat macht echt Lust auf ein Tänzlein oder zumindest Schunkeln mit nem Glas Whisky in der Hand. Weiter geht es mit What we got. Dieser Song ist langsamer als der Vorgänger, besitzt aber einen einprägsamen Refrain und lädt zum Mitsingen ein. Auch hier sind Jamie Clerk's dreckige, rauhe Vocals genau das richtige für einen Song diesn Kalibers. Das Banjo fügt sich hier wunderbar ein und verleiht diesem Lied das gewisse Etwas, was eine gewisse Sehnsucht nach einem Guinness und einem Pub verleiht.
Jackson Town erinnert mich seltsamerweise an Frauen von den Toten Hosen. Der Song hat rein gar nichts damit zu tun ausser vielleicht der Geschwindigkeit? Violine, Banjo und langsamer Beat machen aus dem Song quasi eine Halbballade.
Ein wenig melancholisch kommt das zwar auch rüber, aber es klingt sehr angenehm.
The Sun And The Moon dreht das Tempo wieder auf. Wenn man sich den Text so anhört, scheint die Botschaft zu sein "Nach Sonnenschein kommt wieder Regen" - wie wahr. Es ist halt nicht immer alles im Grünen Bereich. Zeit, um bei einem weiteren Whisky zu brüten.
BKV enthält zusätzlich zum omnipräsenten Banjo noch das Saxophon und ein Piano, was den rockigen Beats einen Ska-Artigen Anstrich verleiht. Schneller Track, leider auch schnell vorbei.
(Thru) Sid Vicious Eyes scheint eine Anspielung auf die Punk-Legende Sid Vicious zu sein, die ein Leben im Exzess führte und schliesslich an einer Überdosis Heroin starb. Der Text lässt dies zumindest vermuten.
One Thing schraubt das Tempo wieder etwas herunter. Erinnert mich irgendwie ein wenig an Ragtime-Musik. Definitiv mit nachdenklichem Text über Bezirhung und nicht aufdringlich gestaltet.
It's A Sloth tritt wieder aufs Gaspedal. Das Banjo und die Drums schicken wohlige Zuckungen durchs Tanzbein. Gesungen wird hier nicht. Dies ist ein reiner Instrumentaltrack. Wie im Titel erwähnt, ist der Sänger mal ausnahmsweise zu faul zum singen ^^
King Ray würde ich stilistisch in die Ecke Billy-Style einsortieren. Setzt also die Cowboy-Hüte auf, Leute. Dieser Song macht Spaß. Tipp von mir: Gleich danach "Ghostriders in the Sky" spielen ;)
I can't wait to get away from you ist wieder ein uptempo-Stück im klassischen Punk-Stil. Das Banjo ist hier recht dezent und fügt sich recht unaufdringlich in die Gesamtmelodie ein. Dies ist der einzige Track, der nicht im Booklet mit Text steht.
Ballad of Habensie Williams ist wieder ein Folk-Stück, komplett mit Tinwhistles und Banjo. Es weckt Gedanken an grüne Wiesen, steile Kreideküsten, Kamine und gesellige Pubs.
Pray ist einer der besten Tracks der CD wie ich finde. Irgendwie ist es förmlich mit der Essenz des Folk-Punks durchdrunken. Ich würde diesen Track gerne mal live in einem Pub gespielt sehen. Das ist sicherlich ein Erlebnis.
Champs-Elysees ist eine Coverversion. Den Song kennt man ja schon von Joe Dassin. Erst nur mit dem Bass begleitet, steigt die Band noch mal zum Schluss mit ein. Schöne Intepretation des bekannten Gassenhauers.

Tja, was soll ich dazu sagen?
Diese CD ist definitiv nicht langweilig und für gesellige Abende genau das richtige. Mir hat das sehr großen Spaß gemacht. Eine recht gute Scheibe, sauber produziert. Booklet ist da, Artwork ist angemessen und schon für 11€ im Web-Shop von Wolverine Records zu ergattern - also ein echter Schnapper! Außerdem gibt es noch 2 Songs, die man mit Sicherheit seinen Freunden auf einen Sampler packen würde oder in eine persönliche Best-Of reinpackt. Diese Band vereinigt Kreativität und Erfahrung und ist mal ein echter Geheimtipp. Unser Dank hier auch noch einmal an Sascha, von Wolverine Records, der uns das Teil zur Verfügung gestellt hat. Bewerten würde ich diese Scheibe mit 4,5 von 6 Pommesgabeln
für Hörer, die nicht so sehr in der Punk oder Folkszene verwurzelt sind. Für solche, die es sind, ist es sicherlich 5 und mehr wert.

Empfohlen für Freunde von: klassischem Punkrock, Folk-Punk, The Pogues, Dropkick Murphys