Bewertung 5/6 Pommesgabeln
Genre Hard Rock
Label AFM Records
Releasedatum 1. März 2013
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Doc schaut in die Kristallkugel: Lordi - To Beast Or Not To Beast

22. Februar 2013, 18:29 - afm, review, lordi - geposted von DocDesastro

Liebe Schergen, Euer Doc meldet sich mal wieder mit einem Plattenreview und er muss Euch sagen, es ist was ganz feines eingetroffen. Lordi veröffentlichen ein neues Album!
Es ist mittlerweile die siebte Scheibe und daher darf man gespannt sein, ob sich die Band neu erfunden hat, oder man altbekanntes (böse Zungen würden unken: altbackenes) erwarten darf. Lordi sind im Hard Rock zuhause und als bekennender KISS-Fan macht unser Frontmann Mr. Lordi da keine Ausnahme. In Finnland haben sie bereits Kultstatus erreicht. Wir erinnern uns an den Eurovision Song Contest 2006, wo sie mit Hard Rock Hallelujah die Popmusik in die Schranken verwiesen. Mittlerweile gibt es 2 Filme, diverse Singles und sogar ein Lordi Cafe. Die Geburtsstadt des Frontmannes Rovaniemi benannte sogar den zentralen Platz in "Lordi Platz" um und mittlerweile gibt es eine Cola und sogar Lordi-Bonbons. Gene Simmons war ein guter Lehrmeister.


Review:

Gehen wir doch mal gleich in medias res. Das letzte Album "Babez for Breakfast" noch im Kopf schalten wir also mal die von AFM Records bereitgestellten Lieder ein.

Das Debüt macht der Track We're Not Bad For The Kids (We're Worse). Was wir erwarten: Ein kleiner Ausschnitt, der aus einem B-Movie stammen könnte. Was wir stattdessen hören: Ein nasales "Dinner served" und dann ein brachiales Intro, das direkt den Staub aus den Ohren fegt. In meinen Ohren von Lordi ein Novum, also dass Mr. Lordi sich mit der Band beim Gesang abwechselt. Klingt aber durchaus hörbar und angenehm. Ein treibender Beat und satte Riffs treiben die Laune direkt nach oben. In monstertypischer Art besingt die Band ihre Fähigkeit, Mamis weinen zu lassen, und Papis
dazu veranlassen, ihren Verstand wegzuschliessen - nun wird angewandte Biologie praktiziert! Nicht schlecht, sage ich.

I Luv Ugly ist der zweite Track des kommenden Albums. Mit unheimlichen Tönen eröffnet dieser Track und steigert sich in verzerrtes Gitarrenspiel, das von schauriger Synthesizerklängen begleitet wird, bevor sich der Song in eine sehr gut ins Blut gehende Hymne verwandelt, die einlädt, seine noch nicht ausgelastete Nackenmuskulatur zu rhythmischer Bewegung einzuladen. Mitsingfaktor garantiert! Der Song wird sich sehr gut live machen - vertraut mir!

The Riff ist der dritte Song und wird auch die erste Singleauskopplung sein, soweit mir bekannt ist. Songs dieser Art sind typisch für Lordi. Die neue Keyboarderin Hella zeigt hier ganz gut, was in Ihr steckt. Sie ersetzte Awa im Jahre 2012. Der Song ist Hard Rock vom feinsten.

Something Wicked This Way Comes - Oha, hat da wer Grammatik bei Meister Yoda gelernt? Es erwartet uns ein düsterer low-tempo Track, der etwas tragender erscheint und unserem Nacken einen Moment Pause gibt. Dafür ist man eher versucht, sich 2 Kilo Blei an die Füße zu binden und rhythmisch zu stampfen. Bislang bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich höre.

Etwas Weihrauch gefällig? I'm The Best heißt es nun. Wollen wir mal sehen, ob das stimmt. Ein leicht episch anmutendes Intro und dann...Hard Rock! Gut, ein wenig posen muss erlaubt sein, denke ich. Musikalisch ist dieser Track recht sauber produziert und abwechslungsreich. Dennoch finde ich, dass dieser Song nicht zu den stärksten des Albums gehört. Mir erschließt er sich leider nicht auf Anhieb.

Schauen wir doch mal, ob der nächste Song es wieder rausreißt. Oh...lustiges Intro. Eine schaurige Kinderstimme quietscht "I will kill you!" und dann hören wir wieder Lordi pur. Mit Cembaloklängen im Hintergrund präsentiert sich der Song Horrification als abwechslungsreicher Track mit Lordi-typischem Einschlag. Hier nehmen sie das Tempo ein wenig heraus und belohnen uns noch mit einem schaurig verzerrten Solo. Sauber!

Happy New Fear - Das verspricht psychotische Klänge. Auch hier bringt die Musik eine bestimmte Stimmung rüber. Das ganze ufert dann in eine diabolische Silvesterparty aus. Wahnsinn trifft Party. Der Song geht ziemlich solide ohne große Schnörkel ins Mark und belohnt den geduldigen Zuhörer mit einem sehr schönen Solo von Amen, dem Monster an der 6-saitigen Axt. Man würze dies noch mit einem schaurigen Orgelsample zum Ausklang und feure dann die Silvesterraketen in die Menge. Nettes Stück.

Schizo Doll öffnet mal wieder die Akten, die manche Psychiater in den tiefsten Schubladen verstecken. Eine kleine Puppe besingt Ihr Schicksal. Alleine in einer kleinen Kiste. Lauscht der traurig-schaurigen Geschichte. Ich würde ja sagen, das ist der Stoff für Balladen, aber dafür klingt es zu...rockig. Dieser Song macht Spaß!

Falls jetzt noch jemand hungrig ist: mit Candy For The Cannibal frönen wir noch mal den fleischlichen Gelüsten. Es ist angerichtet. Was uns erwartet? Die Geschichte von einem wenig beachteten Wesen, das Mädels einfach nur zum Anbeißen findet - wenn Ihr wisst, was ich meine. Ketchup gibt es gratis. Zwischendrin, muss man Lordi sagen, klingt er ein wenig nach Udo Dirkschneider, aber das tut der ganzen Sache ja keinen Abbruch. Sauber verrockter Horror - Daumen hoch!

Mit Sincerily With Love erwartet uns ein Liebeslied? Mitnichten...allein die ersten Zeilen sind ein parentales Advisorium, daher werde ich hier Eure keuschen Ohren nicht damit verunreinigen. Ein Song mit Attitüde - hört einfach rein - lohnt sich.

Es wartet noch ein Bonus auf uns: SGC6 Otus' Butcher Clinic - ein Testament für Otus, den 2012 plötzlich aus dem Leben geschiedenen Drummer der Band. Kein Track im herkömmlichen Sinne, aber ein Novum. Otus ist angeblich auf keinem Album der Band zu hören und hier präsentiert er sich mit einer Solonummer live. Möge er in Frieden ruhen.


Tracks:

  1. We're Not Bad For The Kids (We're Worse) - 3:23
  2. I Luv Ugly - 3:47
  3. The Riff - 3:44
  4. Something Wicked This Way Comes - 4:58
  5. I'm The Best - 3:15
  6. Horrification - 3:28
  7. Happy New Fear - 4:45
  8. Schizo Doll - 4:34
  9. Candy For The Cannibal - 4:42
  10. Sincerily With Love - 3:14
  11. Bonus: SGC6 Otus' Butcher Clinic - 3:23

Line-Up:

  • Gesang - Tomi "Mr. Lordi“ Putaansuu
  • E-Gitarre - Jussi "Amen Sydänmaa (seit 1996)
  • Bass - Samer "Ox" el Nahhal (seit 2005)
  • Keyboard - Hella (seit 2012)
  • Schlagzeug - Mana (seit 2012)

Fazit:

Auch im 7. Album beweisen Lordi, dass sie über die Jahre nicht nur routiniert geworden sind, sondern auch harmonisch neue Bandmitglieder einbinden können. Altbacken sind sie nicht im Geringsten - aller Unkerei zum Trotz. Uns erwartet hier ein sehr schönes Album zum Jahresauftakt und läutet den Frühling ein. Lordi-Fans werden sicherlich der kommenden Festival-Saison entgegen sehen. Abgeliefert wurde ein einwandfreies Album und daher ... gibt es auf jeden Fall 5 von 6 Pommesgabeln!