Bewertung 3.5/6 Pommesgabeln
Genre Modern Metal
Releasedatum 2. Dezember 2011

Unsharpen Dawn - Six Billion Fates

1. Oktober 2012, 00:32 - unsharpen-dawn, review - geposted von Janus

Hey, wir sind Unsharpen Dawn, eine
fünfköpfige Metal-Band aus Regensburg,
gegründet 2007 und jetzt sind wir
bereit die Bühnen der Welt zu erobern!

So stellen sich die Bayuvaren auf YouTube vor.
Weiter behaupten sie:

Wir spielen Modern Metal und das in
einer sehr eigenständigen Art!
Das, was wir spielen, habt ihr noch
nie gehört!

Große Worte, denen wir gleich doch mal auf den Zahn fühlen wollen.
Erstmal irritiert mich allerdings die Ansage, es handele sich um 5, denn es werden bloß 4 Leute im beiliegenden Booklet gezeigt, ein Fünfter wird nur als Studio-Musiker aufgeführt...
Gut, das sagt noch nichts über die Scheibe aus, aber verwirrt bin ich nun dennoch.
Apropos Booklet, eben dieses ist sehr hübsch geworden!

Nun, das Intro der Platte ist... schon mal nichts großartig Besonderes.
Es plätschert so dahin mit seinem Klavier und dem Synthie-Sound...

...und geht dann über zum ersten richtigen Track, der auch der Titeltrack des Albums ist.
Für mich klingen die Drums irgendwie deplatziert und verlagert, außerdem zu dünn.
Die Gitarren riffen sich solide durch, vom Studio-Bass allerdings vernehme ich auch nach dem Tweaken meines Equalizers recht wenig.
Die Melodie-Linie des Leads ist mit nettem Tapping versehen und die Vocals kommen satt und grunzig rüber.
Zwar kein Hit-Material, aber schon mal nicht schlecht, besonders der satte Noctem´sche Ausklang gefällt mir noch am Besten.

"Intoxication" ist der Name des nächsten Songs.
Die Drums wirken hier definitiv passender und besser gesetzt, wenngleich der sporadische Rhythmuswechsel möglicherweise gegebene Nackenmuskelzuckungen unterbindet. Die Haupt-Vocals im Grunzverfahren klingen wieder recht überzeugend, die Shouts... leider nicht. Zum Ende hin gibt es ein kurzes Interlude, welches man so auch schon mal bei Bullet for my Valentine oder Trivium gehört haben könnte.

Mit "Silent Nights" wird wieder losgegrunzt. Auch hier sind die Riffs dominierend, aber die Drums spielen für meinen Geschmack einfach zu viel solo. Taktwechsel bei den Drums, während der Rest der Band eigentlich noch in einem Muster verharrt, bringt einen progressiven und modernen Klang, sorgt aber leider auch dafür, dass das Rübe-Schütteln sich deutlich erschwert. Brüche in Rhythmus und Melodie brechen den Song auseinander, was an sich schade ist, sind die meisten Melodielinien der Gitarren im Einzelnen zum Beispiel vermutlich sehr brauchbar, passt es einfach nicht zu den Drums.
Die verschiedenen eingesetzten Vocals sind ebenfalls ein Faktor der Verwirrung...

"Truth or Die" fängt ruhig und mit einer fast schon cleanen Gitarre an, nur um dann vom grunzenden Fronter überschrien zu werden. Die cleanen Gesangspassagen auf den riffenden Gitarrenparts sind überraschend angenehm - und ich frage mich, warum das bis hierhin nicht schon öfter derart eingesetzt wurde. Besonders die Parts, die clean und als Grunts mit reingehen sind gut geworden.
Gegen Ende gibt es dann einen netten Break mit kleinem Bass-Interlude ( für ein Solo ist es einfach noch zu kurz...), welches dann von einem Gitarren-Solo abgelöst wird. Das Solo gefällt mir sehr gut, aber auch hier frage ich mich, was die Drums da machen, denn diese passen wieder mal nicht zur Gitarre.

Track Nummer 6 "Dark Summer" - Halbzeit. Und für die Band scheinbar ein Grund mit den Drums in den Track einzusteigen, der sich wieder irgendwie zweispurig gibt. Auf der einen Spur die Drums - auf der anderen der Rest. Ich frage mich mittlerweile ob das ein musikalisches Äquivalent auf "It´s not a Bug - It´s a Feature!" sein soll. Wenn ja - der Spruch war schon immer mäßig erfolgreich...
Das Riffing ist solide , die abwechselnden cleanen und gegrunzten Vocals klingen ebenfalls solide.

"A lonely Grave"... Die Drums passen. Die Gitarren fetzen und tragen, je nach Situation. Die Vocals sitzen. Durch den ganzen Song zieht sich allerdings ein undefinierbarer Ton ähnlich wie der einer Triangel, welcher alle paar Takte auftritt. Zumindest wenn mich nicht alles täuscht... Aber sonst... bin ich glücklich.

"Vergeltung" ist ein Interlude-Track, der sehr atmosphärisch daherkommt. Disharmonische Klänge betten sich in eine tragende Melodie. Rein instrumental. Passt zwar nicht zum Rest der Scheibe - klingt aber toll.

Mit "Remember the Alamo" haben wir den nächsten Haudrauf-Song. Nach einer guten Minute gibts wieder ein nettes kleines Interlude und in der Mitte des Songs, gibt es einen dicken Break. Die Vocals gefallen mir hier sehr gut, da ist so ein kleiner Hauch Verzweiflung der durch die Wut schimmert, die sich ansonsten immer im Vordergrund der Grunts befindet. Die Gitarren unterstützen das Phänomen durchaus, lediglich wieder die Drums rücken so ein bisschen aus dem Gesamtbild.

Der vorletzte Track beginnt mit Piano und Synthie - die Gitarren setzen ein... Die Drums setzen ein ... 50 Sekunden Zauber - voller Erwartungen, dann ein Break. Da ist sie hin, die Harmonie. Und man wird angeschrien und angegrunzt. Und die Drums knüppeln - die Gitarren schrammeln. Wenn da jetzt noch der Bass nen ordentlichen Groove hinlegen würde. Ansonsten passt es hier. Am Ende gibt es sogar noch einen richtigen Übergang, zurück zur Intro-Melodie mit dem Klavier. Leider ist die Aufnahme zwischenzeitig ein bisschen rauschig geraten...

Den Abschluss macht "No One left behind" mit einem Akustik- und E-Gitarren Intro mit seichter Zerre. Der Lead-Part ist schön tragend mit ordentlichem Delay und warmer Zerre - bis auf den Break kurz vorm Ende... der irgendwie deplatziert wirkt.
Ein würdiges instrumentales Outro.


Tracks:

  1. Intro (0:28)
  2. Six Billion Fates (4:19)
  3. Intoxication (3:19)
  4. Silent Nights (4:20)
  5. Truth or Die (4:29)
  6. Dark Summer (5:18)
  7. A lonely Grave (4:57)
  8. Vergeltung (1:41)
  9. Remember the Alamo (4:22)
  10. Face of Shards (5:38)
  11. No one left behind (3:18)

Gesamtspielzeit: 42:16 Minuten


Fazit:

Die am Anfang von mir noch positiv gedeutete Versprechung, dass wir sowas noch nie gehört haben, hat sich eher in eine Drohung verwandelt. Die Drums sind bis auf einige Ausnahmen sehr seltsam platziert, der Bass kommt so gut wie gar nicht durch. Wechselnde Gesangsparts und Breaks findet man heutzutage bei vielen Bands, besonders im Core-Bereich. Und genau da gehören "Unsharpen Dawn" meiner Meinung nach auch hin. Was ich schade finde, ist eher das mangelnde Zusammenspiel. Zweifelsohne sind hier interessante Ideen am Werk:

  • solides Riffing ist vertreten
  • die Grunts sind kraftvoll
  • die sonstigen Vocals ordentlich (besonders die cleanen Vocals sind teils richtig gut...)
  • Melodie-Linien und auflockernde Interludes mit wirklich interessanten Ideen
  • und auch der Drummer KANN ja spielen.

Manchmal muss man das Rad einfach nicht neu erfinden, denn in der Tat sind die Dinge, die mir an der Scheibe am meisten gefallen haben, eben die Dinge, die schon mal irgendwo aufgetaucht sind.
Schade ist das Ganze vor allem, wenn man sich einzelne wirklich gute Songs wie die Tracks 7,8 und 10 nimmt und sie mit denen weiter vorne vergleicht.

Wenn ich mir die Definition anschaue, was für mich guter Metal ist, ob modern oder nicht ist dabei total egal... Dann ist guter Metal etwas, wobei man gar nicht anders kann, als die Rübe im Takt wippen zu lassen. Da meistens das mit dem Takt genau nicht so wirklich hinkam, wippte bei mir meistens eher die Anschlaghand zum Riffing, welches großteilig sehr sehr ordentlich ist.

De Facto würde ich mir bei den meisten Songs eine neue Drum-Spur wünschen, dann wäre da sicherlich wesentlich mehr drin. Aber so wird einfach das Gesamtklangbild zerrissen. Deswegen...

...gibt es von mir jedenfalls 3,5 von 6 Pommesgabeln!