Bewertung 4.5/6 Pommesgabeln
Label Finest Noise
Releasedatum 15. Oktober 2011

Bloodspot - Embrace the End

1. Oktober 2012, 00:42 - bloodspot, finest-noise, review - geposted von Janus

Mahlzeit liebe Leute. Heute hat euch der dicke Onkel wieder was Potenzielles zum Rübeschütteln mitgebracht.
Auf der Testbank liegt diesmal Bloodspots neuer Langspieler mit Namen "Embrace the End".
Was die 5 Mannen aus Limburg an der Lahn da Feines getüftelt haben, sehen wir uns nun im Folgenden genauer an...

BLOODSPOT sind wie ein guter
Splattermovie: Story scheißegal, wild
und geradeheraus nach vorne und
ständig auf die 12!
Stilgerecht
serviert liefert die Band handfesten,
ehrlichen Death/Thrash und bringt
damit nicht nur den toten Top-Manager,
sondern auch den terminierten
Tellerwäscher per Sonder-Einlauf nach
Transsylvanien.

Nach der ersten EP von 2009 mit dem Titel "The Demon" legen die 5 jetzt nach.
Ob das Album hält, was die Jungs versprechen, wollen wir doch mal genauer unter die Lupe nehmen.
Wer selbst auch ein bisschen mithören will, der kann das auf der Facebook- oder MySpace-Seite von Bloodspot tun.
Außerdem haben die Jungs auf ihrem YouTube-Channel einiges Material bereitgestellt, darunter auch "Studio-Depressions", eine Art Making-Of des Albums.
Weitere Infos zur Band und ein Interview gibt es hier.

Dann mal los!


Track 1 ist ein Intro. Ein bisschen befremdlich, was da durch die Boxen schallt...
Wie aus einem alten Horrorfilm entlehnt, Wind weht, ein Plattenspieler dudelt und hängt sich auf...
Und dann... gehts los...

...mit Song Nummer 2, "Breathless". Eins ist schon mal klar, das Ganze ist schön drückend produziert.
Das Riffing ist ordentlich und einnert ein bisschen an Blackened Death Metal typische Ansätze, wie sie zum Beispiel Naglfar und Noctem oft verwenden.
Tempo-Wechsel, unterstreichender Bass-Groove, variable Vocals zwischen Squeal, Grind und Scream und schön treibende Drums. Ordentlich.

"Beneath a Burning Sky" macht auch genau da weiter. Rotzig-kotzige Vocals, die aber ein bisschen mehr Druck vertragen könnten.
Der Bass ist ein im Hintergrund herumwaberndes Monster und die Drums sind ein bisschen schepperig. Die Gitarren legen ordentliche Arbeit hin.
Am Schluss gibts sogar noch ein nettes aber kurzes Lead-Out-Solo.
Ich denke, hier hätte man beim Abmischen noch ein bisschen mehr rausholen können.

Mit "Bullets" heben wir das Tempo wieder an. Die Gitarren und Drums starten mit ordentlichem Tempo und kleinem Lead-In-Solo. Schick.
Die Vocals gibts diesmal sogar im Doppelpack, quasi eine Art Duett ergibt sich, einmal rotzig und einmal ein bisschen cleaner.
Der Bass drückt hier mit den Drums die ganze Hirnsuppe des Songs durch die Boxen. Leider wird mittig im Lied das Tempo rausgenommen.
Auch wenns wieder ein bisschen Fahrt aufnimmt, wäre hier bei dem Start vielleicht wirklich eine schöne Achterbahnfahrt drin gewesen.

"Answer my Fall" beginnt sehr ruhig nimmt aber ordentlich Fahrt auf.
Das Riffing passt und bleibt im Kopf, die Drums hämmern genau an den richtigen Stellen und der Bass wummert schön im Hintergrund.
In Minute 5 gibts noch ein feines Gitarrensolo mit ein bisschen zu viel WahWah-Effekt für meinen Geschmack, aber es ist dennoch erfreulich, dass sich so etwas entsprechend in den Kontext einblendet.
Die Vocals sind wie eigentlich durchgehend sehr ordentlich:
Wuchtig, verzerrt, aber immer noch halbwegs verständlich - was man so quasi auch von den Gitarren behaupten könnte.

Halbzeit mit "Consumed by Hatred". Up-Tempo-Beat von den Drums, wieder ordentliche Arbeit an den Saiten...
Hervorzuheben ist eigentlich nur der wechselhafte Gesang, der die meiste Zeit zwischen rausgekotzt und rausgeschrien wechselt.

Die 7 ist die Zahl von "Heartgore". Schönes Wortspiel - und genau so verspielt geht es auch los. Tempo kommt irgendwie nicht so recht auf.
Ich hab dabei irgendwie ein Bild vor Augen, wie sich der Fronter auf der Bühne total auskotzt und rumspringt und der Rest total gelangweilt danebensteht und mit dem Kopf schüttelt.
Hin und wieder wirft mal einer nen dissonanten Wah-Bend rein oder es gibt nen Break, aber alles in Allem gehts eigentlich erst in der fünften Minute.
Da fühle ich mich wieder an Naglfar erinnert und freue mich über das kleine angenehme Lead-Stück der Gitarre und das langsam doch noch auf Touren kommende Tempo.

Weiter gehts mit "Rise from Depravity"... Was irgendwie in den ersten 15 Sekunden an Power-Metal erinnert hat.
...was sich glücklicherweise wieder änderte und mit ordentlichem Tempo vorwärts stampft.
Nun... ein paar kleinere komische Power-Metal-Ideen wie zum Beispiel ein gemeinsam geschrienes "Rise from Depravity" sorgen für befremdliche Ideen.
Ansonsten rifft es sich jedoch munter durch, der Sänger kotzt sich wieder schön aus.
Der Bass könnte ein bisschen präsenter sein und auch der Tempo-Break am Ende hätten hier nicht Not getan.

"Unborn" ist Track 9. Nach einem seeeeeeeehr langsamen Beginn nimmt das Stück noch ordentlich Fahr auf.
Nachdem es dann auch endlich mal losgegangen ist, rifft es satt daher.
Am Ende gibt es noch ein bisschen Gitarren-Spielerei und das Tempo wird noch mal angezogen, aber nennenswerte, noch nie Dagewesene Dinge finden sich nicht mehr.

Der vorletzte Track ist "Lifeless Flesh" und ich fühle mich ein bisschen an Slayer zu Zeiten von "Seasons in the Abbyss" erinnert.
Heavy, nicht zu schnell, aber auch nicht krebsend langsam. Klar gegliedert und mit mehr als ordentlichem Riffing.
Der Bass wummert fein mit. Ab der Mitte des Songs gibt es verstreut immer mal kleinere Soli mit zum Teil wirklich abgefahrener Geschwindigkeit.
Das Ganze klingt nach mehrmaligem Hören wirklich wie modern produzierte Slayer zu alten Zeiten mit einem Sänger, der eher aus dem Black- und Death-Bereich kommt. Interessante Note, von der ich gerne mehr hätte.
Leider ist das Stück mit über 7 Minuten nicht gerade ohrwurm- oder mainstream-tauglich. Schade eigentlich.

Den Abschluss macht "Venus." Der Song ist auch das klassische Outro eines Horrorfilms. Seicht, langsam, großteilig akustisch und gezupft.
Am Ende der dritten Minute setzt eine warm-verzerrte E-Gitarre ein und spielt ein seicht-getragenes langsames Solo/Lead mit einem Touch Santana. Nett.


Tracks:

  1. In Nighttime (1:11)
  2. Breathless (3:50)
  3. Beneath a Burning Sky (4:33)
  4. Bullets (4:34)
  5. Answer my Fall (6:39)
  6. Consumed by Hatred (3:12)
  7. Heartgore (5:34)
  8. Rise from Depravity (4:55)
  9. Unborn (6:34)
  10. Lifeless Flesh (7:34)
  11. Venus (5:03)

Gesamtspieldauer: 53:39


Line-Up:

  • Bjoern Grontzki: Drums,
  • Dominik "Dom” Jahr: Vocals,
  • Daniel “Howdie” Geberzahn: Guitars,
  • Juergen “Kuno” Kuhn: Bass,
  • Marius Vent: Guitars

Fazit:

Der Soundtrack eines Horror-Films sollte immer ein paar gute Metal-Songs beherbergen.
Songs wie "Bullets" oder auch "Lifeless Flesh" würden sich im Hintergrund einer ordentlichen Schlacht sicher sehr sehr ordentlich machen.
Mich erinnerte die ganze Scheibe ein bisschen an die Fallout-Spiele-Reihe, wo mancher Track sicher ebenfalls gut aufgehoben wäre.

Positiv zu erwähnen ist erstmal, dass hier scheinbar jeder wusste, was er da tut.
Die Drums sind durchweg solide, die Gitarren ordentlich, die Drums sorgen meistens für Tempo und der Bass hätte ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient, seinen Job aber solide gemacht (zum Beispiel bei "Breathless").
Ein bisschen ärgerlich ist, dass die eigentlich sehr solide Produktion bei einigen Songs mehr hätte rausholen können.
Es fehlt ein bisschen die Detailverliebtheit.

Gefehlt hat mir außerdem eine Ballade.
Gut, das Outro ist schön langsam, aber zu einer richtigen Scheibe gehört immer auch irgendwie etwas Balladeskes, was für Ablenkung sorgt.
Außerdem war die kleine Power-Metal-Einlage in "Rise from Depravity" wie man im heutigen Jargon sagt... "FAIL!" - Denn das passte einfach nicht zum Klang.
Gut eine Ballade wäre auch schwer geworden in dem Stil der Band, aber Power-Metal-Einlagen sind da wirklich falsch.

Tja, eine solide Scheibe mit ein paar Ungereimtheiten.
Leider fehlen die außergewöhnlichen Songs. Bis auf die bereits genannten beiden "Bullets"
und "Lifeless Flesh" ist nichts dabei, was effektiv hervorsticht und die Qualität anhebt.

Von mir...

... gibt es auf jeden Fall 4,5 von 6 Pommesgabeln!