Bewertung 5.5/6 Pommesgabeln
Releasedatum 3. November 2011
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Shezoo - Open Zoo

1. Oktober 2012, 00:45 - shezoo, review - geposted von Janus

Heute geht euer dicker Onkel mal mit euch in den Zoo.
Weil der normale Zoo aber viel zu weit weg ist (Da müsste man ja aufstehen...) und es einen Zoo gibt, der direkt in eure Gehörgänge kommt, ganz ohne große Anstrengungen eurer- und meinerseits, werden wir eben diesen doch mal austesten, den Open Zoo von Shezoo.
Die schweizer Truppe rund um die rauchzarte Rockröhre Natacha haben nach einer mittlerweile vergriffenen EP und einem Erstlingswerk nun nachgelegt.
Also, ignorieren wir mal die "Nicht-Füttern"-Schilder und begeben uns ins Akustik-Gehege...

Wer auch direkt mal reinhören will oder sich weiter informieren möchte, der kann das auf ihrer Website und auf ihrem MySpace oder Facebook tun.
Außerdem gibt es noch ein Video zu "Too Late", welches ihr euch hier reinziehen könnt.


Review:

Groovige Riffs beginnen das Album und den Song "Neptunes Sons".
Ein bisschen zwischen Rock 'n Roll, Rotzpunk und beste Drinking-Music.
Mal von dem kurzen knackigen Solo und der rauen Frontdamenstimme abgesehen, fühle ich mich schon wie im Pub von Flogging Molly oder ähnlichem beschallt.
Die Drums treiben das Ganze dynamisch nach vorn und das Gesamtkonstrukt ist betrunken bestimmt auch wunderbar tanzbar.
Den ersten Kneipenklassiker haben wir also schon mal auf der Liste.

Weiter gehts mit "Adrenaline", welches direkt das Tempo ein bisschen anzieht.
Das Stück ist etwas bass-lastiger als sein Vorgänger und beruhigt sich sogar kurzzeit mal nach einem kleinen Break und kommt dann mit getragenen Riffs daher.
Ansonsten sind die Riffs eher knackig und auch die Background-Vocals sitzen. Solide.

"Reality" besticht vor allem durch ordentliches Gitarrenspiel.
Die Lead-Line ist sehr präsent und der Bass wummert im Hintergrund, während die Drums das Ganze ordentlich untermalen, aber nicht zu sehr treiben. Beim Solo (welches an sich sehr ordentlich ist) hätte man am Regler noch ein paar Kratzer rausbügeln können, ansonsten aber eine nette Mid-Tempo-Nummer.

Nummer 4 ist "This Is Me" und hat wieder diesen groovigen Bass.
Das Riffing passt, die Drums treiben ordentlich und die rauchzarte Stimme der Frontfrau tritt provokant in den Vordergrund, manchmal gar geschrien.

"Beer and Whiskey" fällt eindeutig wieder in die Kneipenkultur.
Fetzige eingeworfene Licks, treibende Drums...
Und das verdammt aufgedrungene Gefühl, dass es sich um ein Cover handeln muss, weil man das doch irgendwo schon mal gehört hat, aber vermutlich dank des Bluts im Alkohol wieder vergessen hat.

Entgegen dem irischen Volkslied "Dirty Old Town" schlägt sich "Beautiful Town" auf eine komplett andere Seite der Musik. Knackige, teils dissonante, Riffs dominieren, der Bass surrt im Hintergrund und präsent ist wie immer die Stimme von Natacha.
Die Drums sorgen für eine solide Up-Tempo-Nummer und später gibts noch ein feines Solo.

Track number seven ist "Memories". Getragen und fast ein wenig doomig trabt es daher, nur um später in einer Mid-Tempo-Nummer zu enden, welche nach einem Break mit netten Licks von Bass und Gitarre die Eintönigkeit doch noch wegrupft.
Das Ganze könnte man sogar schon im Genre Heavy-Metal einreihen.
Vor Manowar und Konsorten braucht man sich jedenfalls nicht zu verstecken.

"I want to..." zieht das Tempo wieder an. Viel zügiges Riffing (mit Palm-Muting...) dominiert.
Es finden sich sogar einige Squeals und Artificial Harmonics, womit wir trotz des teilweise aufkeimenden getragenen Charakters definitiv im Metal-Bereich angekommen sind.
Das Solo kurz vor dem Ende unterstreicht das noch mal deutlichst.

Mit "Too late" haben wir uns sozusagen die Single und die Ballade rausgeschnappt.
Cleane Arpeggios unterstrichen vom Bass und zart begleitet von den Drums.
Und über allem röhrt in fast Doro-Pescher Manier die Fronterin.
Wer hätte es gedacht, im Laufe des Songs wird das Ganze angezogen und man rennt mit offenen Armen in eine klassische Power-Ballade, welche wie alle guten Exemplare dieser Gattung durch ein ordentliches Gitarrensolo besticht.
Kleinere Wortfindungsschwierigkeiten am Anfang trüben den Gesamtaspekt kaum.
Zumindest mein Highlight der Platte.

"Childhood Trust" macht die Nummer zehn.
Eine Power-Rock-Nummer wie aus der Schatulle.
Es groovt und rifft vor sich hin und man denkt eigentlich sofort an die Twisted Sisters und entsprechende Konsorten aus den 80s.
Natürlich gibt es dazu noch ein knackiges Solo. Feines Teil.

Die vorletzte Nummer hat "Hate you" gezogen.
Passend zum Hass hat man das Tempo noch mal angezogen.
Mal von den klar wütenderen Vocals und dem aggressiven Riffing der Klampfen abgesehen,
fällt hier vor allem der durchgeschredderte Bass auf, der sich schön aus dem Hintergrund freikämpft.

Den Abschluss macht "No Taboos", ein staccato-artiger Song, der von den eingeworfenen Vocals, der geschrederten Bass-Untermalung und den knackigen Gitarrenriffs genau so lebt, wie von Off-Beat Drums.
Natürlich geht man stilecht nicht ohne Solo.


Tracks:

  1. Neptunes' Sons
  2. Adrenaline
  3. Reality
  4. This is me
  5. Beer and Whiskey
  6. Beautiful Town
  7. Memories
  8. I want to...
  9. Too Late
  10. Childhood Trust
  11. Hate you
  12. No Taboos

Line-Up:

Natacha (Vocals)
Micha (Guitar)
Joey Roxx (Bass)
Dana (Drums)


Fazit:

Also, ich als Zoomuffel muss an der Stelle sagen:
Der Umstand, dass ich ungleich den Band-Mitgliedern NICHT unter Alkoholeinfluß stand,
während ich diese Scheibe ausgiebigst testhören durfte,
hat schlussendlich vielleicht Abzüge erbracht, die sonst nicht zugetroffen hätten.

Es handelt sich definitiv um kneipentaugliche Musik, die groovet und rockt. Ohne Frage.
Üblicherweise meckere ich hier darüber, dass eine Ballade fehlte, was hier nicht der Fall war, oder dass die Abwechslung fehlte, was hier auch nicht der Fall war...

Was hat der dicke Mann denn dann schon wieder zu meckern?

  • Hin und wieder passten die Lyrics einfach nicht.
  • Hin und wieder war die Stimme der Frontdame einen Tick zu aggressiv.
  • Man hätte beim Abmischen aus dem ein oder anderen Track sicher mehr machen können.
  • Ich bin eindeutig nicht betrunken genug, um hirnlos bei dieser eigentlich geilen Mucke abzufeiern.

Da es aber ein ordentlich abwechslungsreiches Album ist,
die Mucke definitiv taugt und die Band ihren Stil zielsicher untergebracht hat...

... gibt es auf jeden Fall 5,5 von 6 Pommesgabeln vom dicken Onkel!

(und falls die Band das hier lesen sollte:
Kommt doch mal nach Bremen und gebt mir nen Bier aus, dann stufe ich euch vielleicht sogar noch auf die 6 von 6 hoch!
Also... Wenn ichs dann noch mal live dargeboten bekomme, wenn ich den zu erreichenden Bier-Fülle-Zustand erreicht habe... PROST!)