Bewertung 5.5/6 Pommesgabeln
Genre Neue Deutsche Härte
Label Columbia
Releasedatum 3. Februar 2012

Eisbrecher - Die Hölle muss warten

1. Oktober 2012, 00:47 - eisbrecher, review - geposted von Janus

Innerhalb von kurzer Zeit sind die ehemaligen Megaherzen Alexx "Checker" Wesselsky und Jochen "Noel Pix" Seibert und ihre Mannen alias Eisbrecher zu einer festen Institution im Bereich der tanzbaren Rockmusik geworden.
Die mal energische, mal verträumte Musik der Band begeistert schon seit dem Debüt die Besucher diverser düsterer Tanzschuppen.
Für mich Grund genug einen Blick auf "Die Hölle muss warten" zu werfen.
Der neue Silberling hatte seinen Verkaufsstart am 3. Februar - Zeit genug das Teil ausgiebig durch die Gehörgänge zu jagen...

Eisbrecher gehören zu der Sorte Band, die gerne einiges mit ihren Fans teilt, sodass ihr YouTube-Channel durchaus einige Perlen bereithält, darunter unter Anderem auch das Video zur neuen aktuellen Single "Verrückt".
Für die ganz Gierigen unter euch gibt es auch noch das "Pre-Listening" auf simfy, welches noch immer geschaltet ist.

So, dann wollen wir doch mal...


Review:

Den Anfang macht "Tanz mit mir", eine solide Up-Tempo-Nummer mit ruhigen Interludes.
Die Drums treiben wie gehabt, des Checkers lieblich-raue Stimme fordert zum Tanzen auf,
Synthies und Gitarren bilden ein ordentlich tanzbares Konstrukt und begleiten das Geschehen.
Der Song hat schon mal deutliches Mitwipp-Potenzial.

"Augen unter Null" nimmt ein bisschen das Tempo raus.
Dafür riffen die Gitarren wesentlich deftiger und die Synthies bilden im Hintergrund ein federndes Bett.
Aber der Song lebt eindeutig von der markanten Stimme des Checkers.

Der dritte Track ist der Titeltrack des Albums "Die Hölle muss warten".
Der Bass wabert im Hintergrund herum, die Drums begleiten, die Gitarren und Synthies sind wiedermals im Hintergrund.
Und über allem wehklagt der Checker, dass die Hölle warten muss, verträumt leidend, aber bestimmt. Eine ordentlich schwermütige Ballade.

Der vierte Track bedarf eigentlich wenig Beschreibung.
Es handelt sich um die erste Singleauskopplung, nämlich "Verrückt".
Der Track nimmt ordentlich Tempo auf, unter Anderem durch die treibenden
Up-Tempo-Drums und die passenden Synthies und die im Refrain einsetzenden Gitarren.
Wir haben hier einen klassischen Hit für die Dunkel-Discos dieses Landes.

"Herz aus Eis" mutet erst wie eine Spieluhr an,
aber spätestens als die Bass-Synthies a la Dubstep anfangen zu wabern und die markante leicht verzerrte Stimme des Fronters einsetzt, weicht die harmlose einer eher dunklen Stimmung.
Später riffen die Gitarren dann deutlich und aggressiv durch martialische Drums.
Ein Stück harter Musik - und das quasi ganz ohne Tempo.

Der "Prototyp" ist musikalisch sicher kein Prototyp.
Hier findet man alles, was Eisbrecher zu dem gemacht hat, was sie heute sind.
Harte Riffs, begleitet von Up-Tempo-Drums und Synthies, obendrauf die Stimme des Checkers.
Das Ganze mit ein paar Breaks und einem tanzbaren Refrain garnieren - FERTIG.
Noch ein paar verzerrte roboterartige "Prototyp"-Einrufe und wir sind dabei.

Mit "Ein Leben lang unsterblich" haben wir die nächste Ballade gefunden.
Romantisch, verklärt, verträumt - begleitet von Synthies, umrahmt von riffenden Gitarren, getrieben von Drums und getragen von den rauen, aber zarten Vocals.

Kaum ist Halbzeit steht man auch schon am "Abgrund".
Bass und Drums schubsen Einen mal näher zum Abgrund, mal ein Stück davon weg.
Eine wütende Stimme schickt uns dann in den Abgrund und einsetzende Gitarrenriffs treten Einem erstmal in den Rücken und man fällt in ein sehr sehr komisches tiefes dunkles Loch.
Der Song ist schwierig zu beschreiben,
entwickelt aber bei mehrmaligem Hören einen sehr individuellen Charme.

"In meinem Raum" ist eine weitere getragene Ballade, getragen von der Stimme, getragen von beinahe hypnotischen Drums und Gitarren.
Das Ganze hinterlässt mich immer noch grüblerisch.

Nummer zehn ist "Keine Liebe" und lädt mit Up-Tempo-Beat zum Tanzen ein.
Wie bei allen tanzbaren Stücken von Eisbrecher enthält auch dieses hier eine Mixtur aus Stimme, begleitenden Synthies und Gitarren und entsprechendem Beat.
Nichts, was neu wäre, aber dennoch etwas, dass immer noch funktioniert.

Mit "Exzess Express" haben wir ein metallischeres Stück ertappt.
Harter schneller Beat, aggressives Riffing und wütende Vocals.
Die Synthies sind stark im Hintergrund geblieben.
Einzige Stellen, an denen die Synthies in den Vordergrund rücken, sind die ansonsten vom Bass und den Vocals dominierten Interludes.

"Rette Mich" ist dein Aufruf, eine Bitte. Wehmütig wird dort gebettelt.
Synthies als Orchester-Ersatz, einsetzende Gitarren und begleitende Drums, alles mal wieder getragen von der Stimme des Eisbrechers.
Theatralische Ballade, die sicher ihre Freunde finden wird.

Mit "Atem" nähern wir uns dem Ende. Es bleibt bei gemäßigtem Tempo,
allerdings riffen die Gitarren im Refrain wieder härter und die Synthies gaukeln kein Orchester mehr vor. Bei genauem Hinhören findet man eine fremdartig anmutende Melodiespur der Gitarre, welche später von den Synthies aufgegriffen wird.
Hier dominiert die Stimme mal deutlich nicht und fügt sich stattdessen ein, unterdrückt vom kollossalen Klangspektrum.

Der vorletzte Track ist "Treiben" und genau das tut er auch.
Nach einigen eher ruhigen Stücken schwankt man hier wieder zwischen ruhigen Passagen und treibenden Refrain.
Das Riffing wird wieder zunehmend schwermütiger,
mit einsetzendem Palm-Muting und einem ordentlich verzerrten Lead im Refrain.

Den Abschluss macht "Böser Traum".
Hier dominiert die wieder eindeutig aggressivere Stimme des Checkers, dicht gefolgt von harten Riffs. Weit ab vom Schlag die Synthies im Hintergrund.
Charismatisch droht der Checker, er sei der böse Traum und noch vieles mehr, während die Dissonanzen der Synthies das Klangbild genau so verzerren, wie die zahlreich zum Einsatz kommenden Effekte.
Wer vom Checker träumen will, darf bei diesem Stück gerne die Augen zu machen.


Tracks:

  1. Tanz Mit Mir
  2. Augen Unter Null
  3. Die Hölle Muss Warten
  4. Verrückt
  5. Herz Aus Eis
  6. Prototyp
  7. Ein Leben Lang Unsterblich
  8. Abgrund
  9. In Meinem Raum
  10. Keine Liebe
  11. Exzess Express
  12. Rette Mich
  13. Atem
  14. Treiben
  15. Böser Traum

Gesamtspielzeit: 57:19 Minuten


Line-Up:

Alexx Wesselsky (Vocals)
Noel Pix (Guitar, Producer)
Jürgen Plangger (Guitar)
Dominik Palmer (Bass)
Achim Färber (Drums)


Fazit:

So viel gibt es hier nicht als Fazit zu ziehen.
Die Erwartungshaltung war, dass es einen Mix aus tanzbarem Material und Balladen gibt, vielleicht noch eingestreute Instrumentals.
Gegeben hat es jede Menge tanzbarer Tracks, einige Balladen.
Darunter einige vergleichsweise flache Abtänzer und einige, die ihren Charme erst nach mehrmaligem Hören offenbarten.
Einer dieser Tracks, die ihre Qualität erst später offenbaren, ist zum Beispiel "In meinem Raum".
Ein gutes Beispiel zum Abtanzen ist die erste Single-Auskopplung "Verrückt".
Entgegen der Vermutung sind einige Tracks deutlich härter geworden, andere hingegen deutlich seichter als gedacht.
Das ein oder andere Gitarrensolo hätte manchen Track vielleicht komplett abgerundet.

Was bleibt, ist ein durchweg positives Album ohne große Schwächen, sauber verarbeitet und gemischt, stilistisch klar ein Fall von Eisbrecher und musikalisch mal hart, mal zart und so abwechslungsreich, wie man sich das wünscht.
Eine deutliche Empfehlung meinerseits für alle Freunde von Balladen,
Freunde von tanzbarer Rockmusik und all die Anderen, die gerne mal was Anderes hören wollen.

Und so...

... gibt es auf jeden Fall 5,5 von 6 Pommesgabeln!