Bewertung 6/6 Pommesgabeln
Genre Melodic Death Metal
Releasedatum 5. Oktober 2013
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Dubiosis - Seinsvergessenheit

24. Oktober 2013, 16:03 - review, dubiosis - geposted von MaKoMania

Nachdem mein letztes Review eine eher leisere Platte behandelt hatte, sollte dieses Review mal ein wenig härtere Töne anschlagen. Bei Gott, das hat es.

Die Band Dubiosis treibt bereits seit 2000 ihr Unwesen in der hiesigen Musikwelt, bevor sie Ende 2005 - nach einigen Besetzungswechseln - ihre deutschsprachigen Werke auf der EP "Kein Weg zurück" (VÖ: 2007) und dem Album "Totgelebt" (VÖ: 2009) auch endlich einer breiteren Masse vorstellen konnten. Letztere erhielt auch bereits eine sehr gute Kritik vom "Metal Hammer".

Nun veröffentlichten die Jungs aus Gera endlich ihr viertes Werk "Seinsvergessenheit", welches übrigens eine Eigenproduktion aus dem Nautilus Studio ist, das der Bassist der Band Florian Rahm betreibt. Verantwortlich für den Mix waren Marcel Wicher und Stephan Löscher (beide von der Band Fjoergyn), die einen spitzen Job bei der Platte gemacht haben. Vorab kann man wirklich betonen, dass die Platte sich nicht vor Genre-Größen in diesem Bereich verstecken muss. Hut ab an dieser Stelle!

Vorab könnt ihr euch auch schon mal das aktuellste Video zum Track "Phobia" anhören:

Gehen wir nun also mal die Stücke einzeln an...


Review:

Prolog - Willkommen zu dem ruhigsten Stück dieser Platte. Persönlich kann ich zwar nichts mit diesen Instrumental-Intros anfangen, finde es aber dennoch recht gelungen. Gehen wir also direkt weiter zu...

Vergiftet - Ja mei? Is' denn scho' Weihnachten?
Da knurrt mich doch eine Stimme an, die den Hörer ins helle Licht zieht. Hinein in eine Scheinwelt, die uns alltäglich umgibt. Einlullt und uns.... nun ja, vergiftet.
Großer Dank an dieser Stelle bereits an den Sänger, den man im Gegensatz zu manchen anderem Genre-Sänger hervorragend verstehen kann. Endlich kann man tatsächlich mal die Lyrics beim ZUHÖREN verstehen und nicht erst durch das Nachschlagen im (in diesem Fall hervorragend gestalteten) Booklet.

Verfälschte Wirklichkeit - Aggressionslevel pur! An dieser Stelle erscheint das typische "Ich tu euch jetzt weh"-Grinsen auf meinem Gesicht, welches ich sonst immer im Moshpit zeige. Hervorragende Schlagzeugarbeit und fette Riffs. Dieses Lied macht Lust auf mehr. Viel mehr...

In deiner Seele - Und ich werde nicht enttäuscht: Man möchte an dieser Stelle seinen Nebenmann im Publikum schnappen und rhythmisch dessen Kopf auf die Tom schlagen... und das bei einem doch recht romantisch angehauchten Song, wird hier doch offensichtlich eine Dame in diesem Lied angesprochen. Kudos an dieser Stelle für das schöne Gitarren-Solo am Ende des Stückes. Insgesamt sehr harmonisch und grandios vertont.

Im Wahnsinn der Rache - Okay, kurzes durchatmen - hier kommt ein etwas ruhigeres Intro. Erinnert ein wenig an Grave Digger oder Blind Guardian, aber ohne das zwangsläufige Epos.
Auch hier wird in den Lyrics kritisiert, was das Zeug hält - die Riffs betten die Lyrics herausragend gut ein. Chirurgisch präzise Abstimmung in den Harmonien.
Leider ist der Song nach knapp fünfeinhalb Minuten schon vorbei, aber ich könnte noch lange weiter zuhören.

Wenn der Tag keine Stunden kennt - Irgendwie muss ich hierbei direkt an den Terminus "Urlaub" denken, als ich den Titel des Songs betrachte. Glücklicherweise trifft dies nicht ein, denn die Jungs treten von Anfang an das Gaspedal bis zum Anschlag durch - mein Gehirn wird durch den Druck in meinen Kopfhörern ein wenig zusammengequetscht. Ich beginne sofort mit dem Notfall-Kopfnicken um dem ein wenig entgegenzuwirken. Keine Chance - ich kann dem nicht entkommen.

Seinsvergessenheit - Das namensgebende Stück der Platte - auch hier wird eher ein ruhigeres Intro gewählt, allerdings noch schneller zwei Gänge hochgeschaltet als es bereits bei "Im Wahnsinn der Rache" der Fall war. Starke Lyrics - sie treffen sehr den derzeitigen Zeitgeist. Eine brutale Schlagzeugarbeit und eine wuchtige Klangkulisse geben dem Stück einen definitiven Stempel mit.
Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und beim Hobeln fallen auch Späne. Das Runde muss ins Eckige. Die Faust aufs Auge. Fuck yeah - das passt einfach alles perfekt zusammen. (Der Verfasser des Reviews muss an dieser Stelle mehrere Fünfer ins Phrasenschwein werfen...)
Mein Lieblingsstück der Platte - beide Daumen hoch.

Das alte Monument - Wow... gerade wenn man denkt, es könnte nicht besser werden biegen die Jungs mit so einem geilen Song um die Ecke??? Unglaublich. Ich bin wirklich überrascht, denn das was ich hier höre, das gehört in eine andere Liga....
So etwas kann ich nicht kommentieren - das muss man sich anhören.

Deine Maske - Hat hier gerade jemand die Platte ohne mein Wissen gewechselt? Ganz großes Kino hier. Blockbuster-Kino und nichts darunter. Ich würde an dieser Stelle gerne etwas schreiben, aber das gelingt mir gerade nicht so wirklich gut. Muss...zu stark....headbangen...kann....nicht....aufhören zu grinsen.
Gott, ich liebe meinen Job :-D

Kalte Tränen - Leicht orientalische Klänge erwarten mich zu Beginn des Stückes - coole Abwechslung und es passt hervorragend in den Song hinein. Hier wird eher mal etwas weniger auf die Tube gedrückt, ohne jedoch an Qualität einzubüßen. Einfach mal zurücklehnen und genießen.
Ein Wohlfühl-Song (naja, sofern man das bei einem Death-Metal-Song sagen kann), nur halt mal etwas anders. Die Lyrics sind auch hier weiterhin herausragend. Bisher konnte ich auf der ganzen Platte in dem Bezug keinen Kritikpunkt finden.

Phobia - Und nochmal eine Überraschung zum Ende der Platte: Ich werde bei diesem Stück sofort an Atrocity erinnert - keine Ahnung, was da für eine Synapse in meinem Hirn falsch verkabelt ist, aber es ist nun einmal so. Wie auch immer, es gefällt mir. Hier können sich einige Bands ein paar Scheiben abschneiden - gerne auch ein paar bereits "etablierte" Bands.
So muss Melodic Death Metal klingen!!!


Tracks:

  1. Prolog [2:01]
  2. Vergiftet [5:25]
  3. Verfälschte Wirklichkeit [4:55]
  4. In deiner Seele [5:26]
  5. Im Wahnsinn der Rache [5:27]
  6. Wenn der Tag keine Stunden kennt [5:11]
  7. Seinsvergessenheit [5:41]
  8. Das alte Monument [6:01]
  9. Deine Maske [6:16]
  10. Kalte Tränen [7:24]
  11. Phobia [5:33]

Gesamtspielzeit: 59:19


Line-Up:

  • Jörg Jungmann (Gitarre)
  • Frank Schmidt (Schlagzeug)
  • Florian Rahm (Bass)
  • Ricardo Block (Gitarre)
  • Marcus Westhäuser (Vocals)

Fazit:

Fazit? Ja, was kann man dazu noch großartig sagen?
Man hört zwar stilistische Einflüsse von einigen Bands heraus, aber schließlich soll hier
ja auch nicht das Rad neu erfunden werden, oder? Die Produktion der Platte ist hervorragend, auch wenn es den einen oder anderen (minimalen) technischen Wackler bei der Technik und den Instrumenten gibt. Unterm Strich habe ich aber auch schon im Vergleich deutlich schlechtere (professionelle) Platten angehört, die der Platte "Seinsvergessenheit" nicht das Wasser reichen können.

Ich habe mir die Platte angehört (insgesamt eine knappe Stunde Laufzeit) und es kam mir deutlich kürzer vor, da ich schlicht und ergreifend die Zeit dabei vergessen habe. So etwas kann ich persönlich als Musiker nur als hervorragend einstufen und eine unbedingte Kaufempfehlung abgeben.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen: Kauft die Platte !!! Besucht die Shows der Jungs und kauft deren Merchstand leer!!! :-D

In absoluten Zahlen gesprochen...

...gibt es von mir auf jeden Fall 6 von 6 wohlverdiente Pommesgabeln!