Bewertung | 5/6 Pommesgabeln |
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Genre | Power Metal |
Label | Nuclear Blast |
Releasedatum | 17. Mai 2014 |
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Doc hört: Sabaton - Heroes
24. Mai 2014, 17:30 - nuclear-blast, sabaton, review - geposted von DocDesastroHej hej, ich bin Olav Sörensen. Willkommen bei die Rezension von die neue Sabaton-Album. Findes Du in Regal 4, Fach 3...
Zum Glück sind wir DA noch nicht angelangt, liebe Schergen. Aber frohlocket, denn es ist soweit. Aus Falun in Schweden erreicht uns ein neues Album der Band Sabaton. Nachdem sie sich personell umgekrempelt haben und die vier ausgestiegenen Mitglieder die Band Civil War gründeten - man mag hier spekulieren, was der Grund dafür war - präsentieren Joakim Brodén und seine Mannen also das neue Album Heroes. Nachdem Carolus Rex ja in Skandinavien wie ein Hammer einschlug und auch in Deutschland großartige Chartplatzierungen erhielt (Platz 7), ist das ganze wohl schwer zu toppen. Carolus Rex erreichte Platinstatus. Scheinbar wird seit der Coat of Arms alles zu Gold, was die Jungs anpacken. Coat of Arms und Swedish Empire (Live-DVD) schafften immerhin Gold. Jetzt Platin - was kommt als nächstes? Werden sie abheben? Werden sie zu Popmusikern oder bleiben sie ihrer Linie treu? In Deutschland hat man ja meist ein Problem, wenn man erstmal erfolgreich ist. Hören wir also mal in das neueste Werk hinein. Ich habe die limitierte Scheibe ergattert, auf der sich außerdem noch zwei Bonustracks im aufwändig gestalteten Digibook befinden. Erschienen ist es beim Label Nuclear Blast und kostet um die 17€. Es weist ein alternatives Cover im Vergleich zum Standard-Album auf.
Die offizielle Homepage hält euch aktuell, was Veranstaltungen angeht. Auch Merchandise kann man da ordern. Aber nun, Igor, hol mir die CD, wir hören jetzt endlich mal rein.
Review:
Zuerst habe ich mir mal das Booklet zu Gemüte geführt. Die Ideen für diese Tracks sind bereits bei der Coat of Arms entstanden und das Material ist nun verarbeitet worden. Es kam wieder ein Themen-Album dabei heraus. Diesmal geht es um Einzelschicksale diverser Helden im Zweiten Weltkrieg und ihrer Geschichte. Ich werde bei den einzelnen Tracks erwähnen, was sich die Band dabei dachte.
Track 1: Night Witches
Hier geht es um die Pilotinnen des 588. Nachtbomberregiments Notschnye Wedmy, also auf gut deutsch "Nachthexen". Später wurde daraus das 46. Gardefliegerregiment. Auffällig ist, dass das Regiment nur aus Frauen bestand und ihre Art, mit den relativ veralteten Polikarpov 2 Fliegern anzugreifen, verdient Beachtung. Vor dem Ziel wurden die Motoren der Maschinen abgestellt und die Bomben im nahezu lautlosen Gleitflug abgeworfen. Durchschnittlich absolvierte jede Pilotin fast 1.000 Einsätze. Von den 29 Frauen, denen im Zweiten Weltkrieg der Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen wurde, waren 23 Mitglieder der Nachthexen. 14 Pilotinnen kamen bei den Kämpfen ums Leben.
Der Track selbst hämmert sich nach kurzem Choral im Grammophonklanggewand brachial in unsere Hörwindungen. Sabaton zeigen, dass sie am Stil trotz neuer Besetzung nicht wirklich viel geändert haben. Up-Tempo mit filigranen Soli gespielt macht dieser Song einfach nur Laune. Night Witches erweist sich direkt als Kracher und bietet einen fulminanten Anfang für die Scheibe. Jetzt habe ich Lust auf mehr.
Schade, dass der Track nach ca. drei Minuten schon vorbei ist. Die Choräle wirken hier echt gut.
Track 2: No Bullets Fly
Dieser Track besingt Franz Stigler, Pilot der deutschen Luftwaffe, der während des 2. Weltkriegs zu 3 Gelegenheiten Bomber der RAF, die massive Kampfschäden erlitten hatten, aus dem Kampfgebiet eskortiert hat, anstatt diese sicheren Abschüsse zu machen. Die vorherrschende Thematik ist Ritterlichkeit im Gefecht.
Was macht der Track nun musikalisch her? Nun, erstmal fällt das gelungene Riffing auf. Der Track selbst ist ruhiger als sein Vorgänger, die Melodie eingängig. Definitiv ein Song mit hohem Wiedererkennungswert. An der Struktur gibt es auch nix zu mäkeln. Klassischer Aufbau, durchdachte Übergänge und ein eingängiger Refrain. Solide Arbeit, nur leider kein Hit vor dem Herrn. Kommt vom "Knallt rein!!"-Effekt nicht an Night Witches ran. Dennoch ein gutes Lied. Ich würde hier nicht vorspulen, sondern den Song auch gerne mehrmals bis zum Ende hören.
Track 3: Smoking Snakes
Eher wird eine Schlange rauchen, als dass brasilianische Expeditionstruppen am 2. Weltkrieg teilnehmen. So sagte ein geflügeltes Wort in Brasilien. Nachdem Brasilien auf Seiten der Alliierten in den 2. Weltkrieg einstieg, passierte genau dies. 25.700 Mann landeten in Italien und halfen bei der Erstürmung der Festung Europas. Sie nahmen über 20.000 Gefangene bei knapp 1000 Mann eigener Verluste. Ihr Abzeichen: eine rauchende Schlange. Als die siegreichen Truppen nach Brasilien zurückkehrten, wurde gleichzeitig die Bedeutung des Sprichworts umgekehrt. Wenn Schlangen rauchen, dann wird etwas passieren, meist auf recht unschöne Art und Weise und heftig.
Zum Lied gibt es folgendes zu sagen: Typisch Sabaton - einfach unverwechselbar. Pompös, energetisch. Weniger ist oftmals mehr und auch hier gibt es keine Experimente. Erinnert mich an ein anderes Lied der Band, aber irgendwie komme ich nicht drauf, welches. Wobei, es könnte auch daran liegen, dass wir hier einen archetypischen Sabaton-Track vor uns haben.
Track 4: Inmate 4859
Insasse 4859 erinnert an Witold Pilecki. Er gründete die Widerstandsbewegung "Geheime polnische Armee" und war der einzige bekannte Mensch, der sich freiwillig in die Gefangenschaft des KZ Auschwitz' begab, um Informationen zu sammeln und den Widerstand von innen zu führen. 1948 wurde er von einem Gericht der Volksrepublik Polens im Rahmen des polnischen Bürgerkriegs zum Tode verurteilt und später nach seinem Tode rehabilitiert.
Die Thematik Auschwitz zu besingen, dazu gehört schon etwas dazu. Das Thema verlangt nach einer eigenen Musik. Nahezu doomig schleppt sich der Track durchs Gehör. Dieser Song soll kein Hit sein, sondern ein musikalisches Denkmal an einen Mann, dessen Namen in Deutschland wohl kaum einer kennt und dessen Mut unbestreitbar war. Ich denke, so sollte man das auch stehen lassen. Die Umsetzung ist einwandfrei aber ich weigere mich, dem Song Hitpotential zuzugestehen - so war der sicherlich auch nicht gedacht.
Track 5: To Hell and Back
Audie Murphy, Texaner, US-amerikanischer Soldat und später Schauspieler ist Hauptperson des nächsten Tracks. Der bislang am höchsten dekorierte Soldat der USA erhielt insgesamt 33 Orden und Medaillen, manche sogar mehrfach. Damit erhielt er jede militärische Ehrung, die sein Land zu vergeben hatte. Später setzte er sich insbesondere für Anerkennung der posttraumatischen Belastungsstörungen der aus Korea und Vietnam zurückkehrenden Soldaten ein. Er starb 1971 bei einem Flugzeugabsturz. Der Song ist nach seinem gleichnamigen Buch (Memoiren) und Film mit ihm selbst in der Hauptrolle benannt.
Zum Song: Western-typische Anklänge eröffnen den Song. Ein sehr melodischer Track erschließt sich uns. Ein wenig poppig für meinen Geschmack, aber trotzdem brauchbar.
Viel mehr kann ich nicht dazu sagen.
Track 6: The Ballad of Bull
Jetzt geht es nach Australien. Corporal Leslie 'Bull' Allen wird als nächster besungen. Dieser Soldat rettete auf Papua-Neuguinea 12 verwundete US-amerikanische Soldaten aus feindlichem Feuer. Da die Japaner nicht dazu tendierten, Gefangene zu machen, war dies durchaus eine heroische Leistung, immer wieder und wieder rauszulaufen und einen Mann nach dem anderen zu bergen.
Der Song ist eine Ballade. Hymnisch, episch und auch hier eher ein musikalisches Denkmal denn ein Hit. Genug dazu gesagt. Metal vermisst man hier nahezu komplett. Erst gegen Ende des Lieds wird es dann zeitweise metallisch.
Track 7: Resist and Bite
Die Helden in diesem Lied sind die Chasseurs Ardennenais, eine kleine belgische Einheit, die trotz mehrfacher zahlenmäßiger Unterlegenheit das ihr zugedachte Grenzgebiet erbittert gegen die Wehrmacht bis zur letzten Kugel verteidigte. Die Soldaten der Wehrmacht waren bei ihrer Gefangennahme erstaunt, dass es so wenige waren.
Ein tolles Riffing saust gleich zu Beginn durch unser Ohr. Die Melodie baut sich schrittweise auf und mündet in einem Track, der auch melodisch gut auf die Carolus Rex gepasst hätte. Dieser Song macht definitiv Laune. Auch ein schönes Solo ist dabei. Sabaton in Reinkultur!
Track 8: Soldier of 3 Armies
Hier singen Sabaton über Lauri Allan Törni alias Larry Thorne, einen Soldaten, der in drei verschiedenen Armeen diente. Erst für die Finnen im Kampf gegen die Russen. Später diente er für das Reich in der Waffen-SS und nach dem 2. Weltkrieg für die USA als Green Beret. Gleichzeitig benannte er sich in Larry Thorne um. Er starb 1965 in Laos bei einem Hubschrauberabsturz.
Der Song ist auf dem Album der, der mir musikalisch am meisten gefällt. Schnell, einprägsam, mit tollem Refrain. Der Song hat einfach alles, was es braucht. Ich würde sagen, hört beim Händler eures Vertrauens mal rein. Ihr werdet nicht enttäuscht sein.
Track 9: Far from the Fame
Im 2. Weltkrieg flohen etliche Tschechoslovaken nach England, um von dort aus den Krieg gegen die Achse meist als Angehörige der Luftwaffe zu führen. Karel Janousek war einer davon und organisierte die tschechoslovakische Luftwaffe. 1948 wurde er von den Kommunisten, die ein großes Misstrauen gegen die in der RAF dienenden Soldaten hatten, zu einer Haftstrafe von 19 Jahren verurteilt. Er und etliche andere wurden gefoltert und dann meist wegen Spionage inhaftiert oder hingerichtet.
Uns erwartet ein Stück in mittlerer Geschwindigkeit. Das Riffing ist gut, aber irgendwie vermisse ich bis zum Solo die Abwechslung in diesem Lied. Etwas langweiliger als die anderen Stücke. Dennoch um Längen besser im Vergleich zu manchem Müll, der heutzutage von jedermann ungestraft auf den Markt geworfen wird. Tja, Bernhard, Du hast recht - wo ist das A&R, wenn man es mal braucht? Kurzum, nettes Lied, aber kein Hit.
Track 10: Hearts of Iron
Walther Wenck, der General der 12. Armee der Wehrmacht ist der Held dieses Liedes. Während des Falles Berlins missachtete er die Befehle des Oberkommandos, seine Truppen sinnlos gegen die anrückenden Russen zu werfen. Stattdessen hielt er mit seinen Truppen einen Fluchtkorridor offen, über den 250.000 Menschen sicher entkommen und sich den Westmächten ergeben konnten. Er ging im Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft. Die 12. Armee hatte zuvor im Rathaus von Stendal die Kapitulationsbedingungen der Amerikaner entgegengenommen und kapituliert.
Bombastisch beginnt der Song mit Chorunterstützung. Der Song mutet eher wie ein Outro an. Hier könnte man gut die Credits einblenden, während dieser Song im Hintergrund läuft. Dieser Song ist weder hektisch, noch hat er signifikantes Kopfnick-Potential. Solide produziert ist er schon und ich höre ihn mir auch gerne nochmals an. Ein Solo mit klassischen Anleihen beendet das Lied und damit klingt das Album aus...
...es sei denn, ihr habt wie ich eine der limitierten Scheiben! Dann kommt ihr noch in den Genuss der folgenden Lieder:
Bonustrack 1: 7734
Den Song kennen wir schon vom 1. Live-Album.
Ein Song voller tiefsinniger Zahlenmystik. Lest die Lyrics im Netz mal und schaut, was für Assoziationen ihr erhaltet. Musikalisch einwandfrei, aber wie gesagt nichts neues - den Song gab es schon.
Bonustrack 2: Man of War
Ein Song mit klanglichen Manowar-Anleihen. Im Prinzip setzen Sabaton - ähnlich wie in Metal Crüe - ein Lied nur aus Titeln der Band Manowar zusammen. Originell und witzig, sage ich.
Sollte man sogar die Earbook-Edition ergattert haben, so gibt es drei weitere Songs auf die Ohren:
Bonustrack 3: For whom the Bell tolls
Metallica-Cover. Noch Fragen? Been there - done that.
Bonustrack 4: En Hjaltes Väg
Ein Coversong der schwedischen Band Raubtier.
Bonustrack 5: Out of Control
OK, DAS ist beachtlich. Sabaton covern Battle Beast. Normalerweise ist es doch eher so, dass kleinere Bands die größeren covern, und das erst nach mindestens zehn Jahren oder so. Da scheint der Song der finnischen Combo jemandem wohl sehr gut gefallen zu haben oder sie hatten den selben Songwriter oder sogar gemeinsam geschrieben. Lemmy und Ozzy haben sowas ja auch mal gemacht (Hellraiser hieß der Song damals).
Tracks:
- Night Witches [3:01]
- No Bullets Fly [3:37]
- Smoking Snakes [3:14]
- Inmate 4839 [4:26]
- To Hell and Back [3:26]
- The Ballad of Bull [3:53]
- Resist and Bite [3:27]
- Soldier of 3 Armies [3:38]
- Far from the Fame [3:47]
- Hearts of Iron [4:28]
Gesamtspielzeit: 37 Minuten
Bonustracks:
- 7734 [3:33]
- Man of War [3:48]
- For whom the Bell Tolls [5:23] (Earbook)
- En Hjaltes Vag [4:27] (Earbook)
- Out of Control [3:37] (Earbook)
Gesamtspielzeit: 7:20 Minuten bzw. 20:47 Minuten (Earbook)
Line-Up:
- Joakim Brodén (Gesang/Keys)
- Pär Sundström (E-Bass)
- Chris Rörland (E-Gitarre)
- Thobbe Englund (E-Gitarre)
- Hannes van Dahl (Schlagzeug)
Fazit:
Machen wir es mal kurz und knackig. Die Scheibe war kein Fehlkauf und ich glaube auch nicht an das Märchen von der Popband Sabaton. Sie sind ihrer Linie treu geblieben. Das Album ist ein Themenalbum, das allem Anschein nach nicht als Hit-Scheibe produziert werden sollte, sondern an interessante Persönlichkeiten des 2. Weltkriegs erinnern soll. Vom Hit-Faktor gefiel mir Carolus Rex besser. Dennoch haben wir hier eine gute Scheibe vor uns und daher...
... gibt es auf jeden Fall 5 von 6 Pommesgabeln!