Bewertung 5.5/6 Pommesgabeln
Genre Horror Rock, Sleaze Rock
Releasedatum 8. Mai 2015
Links

The Fright - Rising Beyond

26. April 2015, 19:37 - review, the-fright - geposted von Kisa

Selten habe ich mich so sehr auf ein Album gefreut, wie auf Rising Beyond.
Dementsprechend groß war die Aufregung, als ich mich endlich durch die neuen Songs hören durfte.

Was mir dabei durch den Kopf gegangen ist, lässt sich nur sehr schwer beschreiben: Stolz, Freude, Dankbarkeit und vielleicht auch ein kleines Bisschen Wut.
Wenn man quasi miterlebt, wie ein Album entsteht, verändert das die Sichtweise komplett.
Und Rising Beyond entstand unter den widrigsten Umständen, die man sich vorstellen kann.
Sicherlich passiert es vielen Bands, dass sie sowohl ihr Label, als auch den Proberaum verlieren, leider enden die Meisten dann bestenfalls als Garagenbands.

Doch die Jungs von The Fright dachten nicht mal ansatzweise daran, sich damit abzufinden.
Bisher habe ich noch keine Band erlebt, die so entschlossen und leidenschaftlich darum kämpft, dass ihr neues Album nicht nur eine bloße Idee bleibt.

Das Album

Rising Beyond wurde nur durch eine Crowdfunding-Campagne finanziert und in kompletter Eigenregie produziert.
Es ist das mittlerweile vierte Album der Horror-Rocker und erscheint am 8. Mai 2015 als exklusive Color-Vinyl für Fans. Die Band plant jedoch auch ein CD-Release, sobald sie ein neues Label gefunden hat.

Einen kleinen Einblick in die neue Scheibe bekommt ihr hier, in Form der ersten Single-Auskopplung Your Love:

Das Review:

Zugegeben, der erste Song Aequat Omnis Cinis, hat mich schon etwas überrascht.
Dieser Track passt mit den krächzenden Raben und dem lateinischen Titel eher in einen Horrorfilm der 60er oder 70er Jahre.
Doch er ist auch ein Statement: "Wir sind immer noch da und wir kommen zurück!"
Der Song stimmt ein, auf das, was da noch kommt und versteht es, den Hörer zu animieren, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.

Und dann geht der Ritt durch die Nacht auch schon in vollem Tempo los.
Schon die erste Zeile aus Your Love fasst die Ereignisse um die Band gekonnt zusammen: "Our way was a stony path, we passed all days of dark, but it doesn't matter in the end!"
Die Band schaut nach Vorne und lässt allen Mist der Vergangenheit hinter sich.
Wie schon erwähnt, ist Your Love auch die erste Single-Auskopplung inklusive offiziellem Video-Clip.

Der nächste Song auf der Liste hört auf den wohlklingenden Namen Hellbound Heart und dringt mit eingängigen Melodien und catchy Riffs direkt ins Gehirn des Hörers.
Am Besten gönnt ihr euch noch einen großen Schluck Bier und einen tiefen Atemzug, denn die Party fängt gerade erst an.
Hellbound Heart ist das Bonbon, das euch dazu bringt, mehr zu wollen und ihr werdet mehr bekommen.

Weiter geht's mit Bury Me. The Fright wären nicht The Fright, wenn sie Songs über Gänseblümchen und Sonnenschein schreiben würden.
Nein, denn dieser Song beschäftigt sich mit Tod und Vergänglichkeit.
Bury Me zeigt, dass nichts dauerhaften Bestand hat und dass Tod und Leben untrennbar zusammen gehören.
Die Stimme von Sänger Lon verströmt hier einen Eindruck von Wehmut, die im Kontrast zu den rockigen Gitarren und der treibenden Kraft des Schlagzeugs steht.

Suicide Sun - Ein ganz klein Bisschen erinnert mich das Intro an Paramore (schätze ich hab die früher zu oft gehört. Haha!). Aber The Fright haben es weiß Gott nicht nötig bei irgendjemandem abzukupfern. Die Jungs schaffen es nämlich immer wieder, auf beeindruckende Weise, ihr eigenes DIng durchzuziehen.
Genau deswegen haben sie sich auch Jyrki 69 (The 69 Eyes) zur Verstärkung geholt.
Lons und Jyrkis Stimmen harmonieren so perfekt zusammen, dass man meinen könnte, sie wären eine einzige. Unterschiedlich und doch gleich.

Lassen wir den Tod kurz beiseite und machen wieder ein bisschen Stimmung, mit Deadly Runaway.
Ich glaube ich habe es in der Vergangenheit schon ein-, oder zweimal erwähnt, aber ich liebe rockige Gitarren-Lines und in diesem Song gibt es zum Glück einige davon. Ich persönlich bekomme auch nie genug davon. Einen Song wie Deadly Runaway sollte man sich auch definitiv mehrmals anhören.

Eigentlich bin ich Redakteurin und keine Märchentante, aber ich möchte euch eine Geschichte erzählen: Eine Familie reist mit ihrem Wohnwagen und den zwei Hunden durch die USA. Um etwas Zeit zu sparen, nehmen sie eine Abkürzung durch ein verlassenes Wüstengebiet. Was sie nicht wissen: hier leben durch Atomtests entstellte Bergarbeiter. Die Arbeiter überfallen und fressen Reisende...
Wenn euch das bekannt vorkommt, dann habt ihr Recht. Es klingt nicht nur so, nein es IST The Hills Have Eyes.
The Fright schaffen ihre ganz persönliche Song-Version des Horror-Schockers.
Wenn ihr den Film mochtet, werdet ihr den Song lieben, denn die Jungs haben stimmlich, als auch musikalisch die beklemmende und düstere Atmosphäre des Films perfekt umgesetzt.

Ich liebe Balladen, und ich liebe die Songs der Band. Insofern ist Rise In Dawn, für mich wie Geburtstag und Weihnachten in Einem.
Lons Stimme verströmt einen Hauch von Wehmut und Sehnsucht, der durch die Gitarren noch verstärkt wird.
Wer bei diesem Song nicht wenigstens einen Kloß im Hals bekommt, der hat entweder kein Herz in der Brust, oder den Song selbst nicht verstanden.

Und wenn wir schon bei Gefühlen sind, dann sollte der nächste Song euch genauso sehr gefallen wie mir. Edward ist mein persönlicher Favorit des Albums. Eine einfühlsame Hommage an den Film Edward Scissorhands, eine Figur, deren reines Herz ausgenutzt wird. Dann als sie keinen Nutzen mehr für die Gesellschaft bringt, wird sie gnadenlos ausgegrenzt und angefeindet.
Hier holt sich die Band Gastsänger Argyle Goolsby (ex-Blitzkid) ins Boot. eine wie ich finde interessante und gut gewählte Entscheidung, Goolsby ist immerhin eine Größe für sich.

Der nächste Song, Living Dead Society begrüßt uns ohne Umschweife mit einem knackigen Riff. Lon legt hier einen Hauch von Aggression in seine Stimme. Dazu kommen auch die Shouts im Hintergrund.
Gitarrentechnisch kommt der Hörer wieder voll auf seine Kosten, denn die Soli lassen einem schier das Wasser im Munde zusammen laufen.

Beim folgenden Song musste ich zuerst an zwei Dinge denken: Wanted Dead Or Alive von Bon Jovi und Mad Max. Ein Outlaw, der einsam durch das Ödland reitet und seiner Bestimmung folgt, auch wenn das vielleicht kitschig klingt.
Aber genau das ist es, was Wasteland mir suggeriert. Ich glaube das liegt daran, dass die Band hier nicht nur Gitarren auffährt, sondern auch ein Banjo und eine Mundharmonika.

Leider ist The Cave der letzte Track auf der Liste, und meiner Meinung nach auch der Düsterste. Klagende Gitarren geben einem das Gefühl, man könne nirgendwo mehr hin und säße in der Falle. Ein Gefühl, als wäre man verloren und verlassen, The Fright beenden ihr Album mit Verzweiflung und Angst.
Was mir ausgesprochen gut an diesem Song gefallen sind die Orchestrierungen, die wirklich sehr gekonnt in die Musik eingeflochten wurden.


Die Songs:

  1. Aequat Omnis Cinis [02:44]
  2. Your Love [03:40]
  3. Hellbound Heart [04:24]
  4. Bury Me [03:33]
  5. Suicide Sun ft. Jyrki 69 [04:46]
  6. Deadly Runaway [04:24]
  7. The Hills Have Eyes [03:38]
  8. Rise In Dawn [04:07]
  9. Edward ft. Argyle Goolsby [03:32]
  10. Living Dead Society [03:35]
  11. Wasteland [05:43]
  12. The Cave [05:06]

Gesamtspielzeit: 49:10


Das Line-Up:

  • Lon (Vocals)
  • Danny (Lead-Guitar)
  • Kain (Bass)
  • Kane (Rhythm-Guitar)
  • Luke 7 (Drums)

Fazit:

Woran erkennt man gute Musik?
Ich verrat's euch. Gute Musik erkennt man daran, dass sie Gefühle auslöst, dass sie uns bewegt und nicht einfach nur spurlos an uns vorbei geht.
Genau das schaffen The Fright mit diesem Album in dem so viel Herzblut, Liebe Schweiß und Arbeit stecken.
Jeder Song geht, durch die detailreichen Arrangements, direkt ins Ohr und bleibt im Kopf.
Und genau diese Tatsache ist es, die das Album zu einem echten Juwel macht, daher...

...gibt es auf jeden Fall 5,5 von 6 Pommesgabeln!