Bewertung 4/6 Pommesgabeln
Genre Power Metal
Label Nuclear Blast
Releasedatum 20. Mai 2011

Doc stellt vor: Hammerfall - Infected

1. Oktober 2012, 00:10 - nuclear-blast, hammerfall, review - geposted von DocDesastro

Was man nicht so alles beim Einkaufen im Plattenregal findet...

Fast 2 Jahre mussten wir uns nach dem letzten Studioalbum No Sacrifice, No Victory gedulden, bis ein neuer Datenträger der schwedischen Band Hammerfall die Presswerke von Nuclear Blast verlassen hat. Am 20.5.2011 erschien das neue Studioalbum Infected. Wobei Studioalbum hier wahrlich treffend ist. Nicht 1 Studio, sondern sage und schreibe 4 Studios waren zur Vollendung des Werkes nötig. Das Schlagzeug wurde in Kungälv in Schweden, die Gitarrenparts und der Bass in Göteborg und die Vocals in Nashville aufgenommen. Das Ganze wurde dann in Nashville gemixt und dann in Glendale, Californien gemastert. Was für ein Aufwand! Mal sehen, ob es was gebracht hat.

Das Album selber habe ich im limitierten Digipak erstanden und dort kommt es zusammen mit einer DVD mit 5 Videos von Tracks dieses Albums. Man vermisst etwas das typische Hammerfall-Artwork mit der Gestalt mit dem Hammer in diversen stürmenden, gefrorenen oder brennenden Umgebungen. Stattdessen könnte das Artwork auch dem neusten Teil von Resident Evil und Co. entsprungen sein: Eine blutige Hand hinter blutbespritztem Glas inklusive Einschussloch.

Das Album eröffnet mit dem Track Patient Zero und beginnt mit Soundeffekten, die dem letzten Zombiefilm des Vorjahres oder eines Computerspiels vom Typ Doom entsprungen könnten. 1:30 muss man sich diese Filler über sich ergehen lassen, bis die Band endlich loslegt. Die Riffs im Song kommen langsam und bedächtig rüber und entfesseln eine fast doomige Atmosphäre während Joacim Cans über die Revolution der Zombies aus der Ich-Perspektive singt. Ganz doomig ist der Track jedoch nicht, die Band dreht gegen Ende noch mal die Geschwindigkeit hoch und Pontus Norgren legt ein flinkes Solo an der Gitarre hin, bevor sich das Lied wieder schlurfend und langsam dem Exitus nähert. Definitiv ein Lied mit Thema aber ich denke, nix für Konzerte oder zum mitsingen.

Ganz im Gegensatz steht der folgende Song. Bang Your Head wiederum ist eine Hymne vom feinsten und fordert die 'Templars' zum Kopfwackeln auf. Besungen wird das 'Erscheinen' des Metal im Jahre 1981 und gibt eine Lobeshymne auf Einheit unter den Fans zum besten. Manowar würden vor Rührung bestimmt Tränen vergießen, so true ist das Stück. Zuhören macht definitiv Spass.

Mit One More Time setzen Oscar Dronjaks Jungs noch einen drauf. Frei nach Shakespeare noch einmal 'Auf, Gefährten - noch einmal stürmt!'. Ein Song mit Pathos und Energie wie man ihn von dieser Band erwartet. Zwischen heftigen Riffs, die sich fast wie Kriegstrommeln anhören, hört man zwischendrin ein bisschen balladiges. Auch typisch für Hammerfall.

The Outlaw präsentiert sich zu Beginn als mid-tempo Stück, welches die Geschwindigkeit kontinuierlich aufdreht, während die Band von der Apokalypse singt. Ein prägnanter Refrain sowie ein schönes Solo von Pontus Norgren runden das technisch einwandfreie Stück ab. Fällt Euch was auf? Bis auf das erste Lied hat bislang nix hier mit Zombies zu tun...

Send Me A Sign ist eine Ballade. Akustische Gitarre und tragender Gesang vermitteln nordische Traurigkeit. Tränen in einer Landschaft aus Eis, Hilflosigkeit und Schreie nach Erlösung dominieren hier Inhaltlich. Erst kurz vor Ende des Songs darf es dann wieder metallisch werden und die letzte Strophe wird von der gesamten Band gespielt.

Ta-da tam ta-damm!...Ta-da tam ta-damm!...Sind wir jetzt bei Terminator 2? Das Intro an den Drums könnte dies vermuten lassen aber recht schnell belehrt uns die Band eines Besseren. Dia De Los Muertos ist ein Stück gehobenen Tempos und läd zum Headbangen ein. Druckvolle Doublebasses, flinke Soli und harmonischer Gesang aller Bandmitglieder runden diesen Track ab. In meinen Augen der beste der Scheibe. Auch wenn man augenzwingernd das T2-Theme im Song immer wieder findet. Die Band lässt die Sau raus - der Fan wird es danken.

I Refuse erscheint in der Tradition der guten alten Tradition der NWOBHM. Beim Hören wird sich mancher denken, Rob Halford und Judas Priest hätten bei diesem Song Pate gestanden. Inhaltlich rechnet die Band offenbar mit Leuten ab, die schon häufiger versucht haben, die Band zu ändern. 'My sword is sharp and mightier than your pen' singen sie und verweigern sich, etwas zu sein, was sie nicht sind. True bis zum Umfallen - aber das wollen wir doch von ihnen, oder?

Bei 666 - The Enemy Within musste ich etwas lachen. 'Six, six, six - grab the holy crucifix' - das klingt doch stark nach Abzählreim.
Trotzdem ist dies der Refrain dieses schönen Lieds. Technisch betrachtet sehr saubere Arbeit und variiert angenehm in Geschwindigkeit und zeigt, was die Band alles kann. Man kann trotzdem sagen was man will, das Thema '666' ist schon relativ ausgelutscht, aber o.k. - wer es mag...
Der Track selber wird auch nach wiederholtem Hören nicht langweilig.

Immortalized ist eine weitere True-Metal-Hymne aus dem Hause Hammerfall. Bombastische Chorals und die Verwendung von 'Buzz-Words' wie 'cry for glory', 'stand your ground' machen aus diesem Track gehobenen Tempos ein Hörvergnügen auch wenn mich soviel 'Trueness' meist zum Schmunzeln bringt. Aber besser nicht zu laut sagen, sonst erscheint mir noch der Geist von DeMayo und erschlägt mich mit dem Bierfass, aus dem Stefan Raab trank...

Let's Get It On entfesselt die Massen. Hier ist ein Song, der sich mit Sicherheit gut auf Konzerten machen wird. Dynamische Drums, geniale Soli sowie ein Refrain, den man sich auch bei 3 Promille noch merken kann machen aus diesem Song den Knüller der kommenden Tour-Saison. Saubere Arbeit sage ich da nur und forme die Finger zur Pommesgabel.

Redemption beginnt mit Orgelklängen und erinnert mich ein wenig an Klänge aus dem Hause Stratovarius. Die Verwendung von Synthishizern und tragender Gesang erinnern wirklich ein wenig an Werke einer gewissen finnischen Band, aber Gemeinsamkeiten sind sicherlich hier nur Zufall. Ich vermisse nur die Zombies.

Und für alle Lesefaulen gibts hier nochmal die Trackliste kurz und bündig:

  1. Infected
  2. Bang Your Head
  3. One More Time
  4. The Outlaw
  5. Send Me A Sign
  6. Dia De Los Muertos
  7. I Refuse
  8. 666 - The Enemy Within
  9. Immortalized
  10. Let's Get It On
  11. Redemption

Die CD ist für 17,99€ zu erhalten. Bei mir war es ein Sonderangebot für 14,99€ für die limitierte Fassung, also ein echter Schnapper! Der Normalpreis ist damit im Bereich 'eher teuer' anzusiedeln - wer es günstiger bekommen kann, greift zu. Das Artwork passt irgendwie nicht wirklich zum Album - bei einer Single hätte ich das verstanden. Booklet und Songtexte sind vorhanden und eine Deluxe-Fassung mit DVD gibt es auch. Ich finde, das Werk ist mit dem letzten Album zu vergleichen, aber nicht das beste Werk der Band. Aber zumindest sind Tracks dabei, die man mit auf ein 'Best-of' packen könnte.

Doc gibt diesem Werk 4/6 Pommesgabeln.