Niflheim Festival 2013 - Nachbericht

3. März 2013, 19:06 - ensiferum, nachbericht, niflheim-festival - geposted von ThiefMaster

Das zweite Niflheim Festival ist nun vorüber und die meisten Festivalbesucher dürften aus dem dunklen Norden im Südwesten Deutschlands (und wer sich fragt wie der Norden dorthin kommt, der darf einfach mal den Wikipedia-Artikel zu "Niflheim" lesen) wieder in die zivilisierte Welt zurückgekehrt sein. Für alle, die einen Rückblick auf das Festival wollen, oder es verpasst haben berichten wir, wie es war und was die Highlights waren.

Einlass: 14:00. Das sagte zumindest die Running Order. An der Tür ins LKA Longhorn hing leider ein Zettel ,der das ganze um 30 Minuten nach hinten verschob. Bei 3° Außentemperatur ist das natürlich ärgerlich. Aber immerhin gab es von einigen Soundchecks schon durchaus gute Musiksnippets zu hören. Gegen 14:45 gingen dann endlich die Türen auf und man konnte sich sein Wristband abholen. Da freut sich der Metaller natürlich, denn ein Arm voller Festivalbändchen macht sich immer gut. Ärgerlich nur, dass die Bändchen bei genauerem Hinschauen aus Plastik waren und nur den Namen der Securityfirma enthielten. Also nichts mit einer schönen Erinnerung am Arm. Nun ja, immerhin gab es schöne Hardtickets (sogar für Leute auf der Gästeliste). Ein großes Plus war, dass man sich am Eingang nicht von den Securities betatschen lassen musste - allgemein waren sie freundlich und hilfsbereit.

Drinnen gab es einen Imbissstand mit Hotdogs, Fleischkäs'-Brötchen und ähnlichen Fressalien. Getränke gab es natürlich auch, aber alles andere wäre ja auch sehr verwunderlich gewesen, denn bei zehn Stunden Festival schwitzt man so einiges raus. Darüberhinaus gab es einen Merchstand und einen Aushang, wann welche Band für Autogramme zu haben ist.

Trotz der Verzögerung beim Einlass fingen Andras pünktlich um 15 Uhr an zu spielen. Wie es beim Opener eines Festivals so üblich ist, hält sich die Stimmung am Anfang noch etwas in Grenzen - schließlich ist die Mehrheit des Publikums zu Beginn noch relativ nüchtern (wenn man mal von dem sturzbetrunkenen Wikinger absieht, der sich bei den Securities unbeliebt machte, indem er mehrfach versuchte, bereits vor Einlass in die Halle zu kommen) und viele wollen sich ja auch erstmal in Ruhe umsehen, was es so an Merch gibt. Gegen Ende des mit 30 Minuten relativ kurzen Auftritts der sächsischen Black/Pagan-Metal-Band kam jedoch schon etwas Stimmung auf und die Halle füllte sich.

Nach einer kurzen Umbaupause kam die finnische Esoteric Heathen Metal-Band Ancestors Blood auf die Bühne um eine halbe Stunde lang Pagan Black Metal zu spielen. Ein echter Hingucker war der Frontmann mit seinem Fell-Umhang und der aus einer Astgabel gebauten Trommel auf die er fleißig mit einem Knochen (der lustigerweise die Form eines Rasierers hatte) einschlug. Der Gesang der Band klang ein wenig wie Kriegsgeschrei und wirkte teilweise etwas fehl am Platze. Aber über Geschmäcker lässt sich ja bekanntlich streiten...

Die dritte Band des Festivals war Ereb Altor. Die Epic Viking Metaller aus Schweden überraschten beim Soundcheck mit richtigem Gesang - das war mal etwas anderes als das übliche "Test, one, two". Man merkte auch dass das Festival schon seit ca. zwei Stunden begonnen hatte - die Stimmung war das ganze Konzert über gut und dass das "Epic" im "Epic Viking Metal" zu Recht dort steht merkte man bei der War Hymn deutlich - der Song war zwar relativ langsam aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Laut Running Order wäre nun eigentlich Finsterforst an der Reihe gewesen, allerdings tauschten sie kurzerhand mit Helheim den Slot, da letztere schon relativ bald auf den Flieger zurück nach Norwegen mussten. Auf der Bühne fielen einem direkt die beiden dicken stählernen Pauken auf - während das Schlagzeug bei keiner Metalband fehlen darf sind Pauken dort eher selten zu sehen. Die gesamte Band kam in Kettenhemden auf die Bühne und lieferte eine harte aber dennoch melodische Show ab, die zwischendurch auch einige ruhige Parts enthielt. Viking Metal vom Feinsten! Statt eines Banners hing an der hinteren Bühnenwand eine Leinwand auf die passend zu den Songs immer andere Motive projiziert wurden. So war beispielsweise passend zu einem besonders harten Part mit viel "Gehämmer" einen Schmied zu sehen, der ebenfalls fleißig am hämmern war.
Mit Helheim beendete eine Band mit Headlinerpotenzial die erste Hälfte des Niflheim Festivals mit einer furiosen Show bei der es auch die ersten Moshpits gab.

Die thüringische Black-Metal-Band Fjoergyn betrat die neblige Bühne mit einem Intro das man durchaus auch in der Kirche spielen könnte - aber direkt nach diesem Intro wurde es wie zu erwarten deutlich härter. Sehr interessant war die Mischung aus cleanem Gesang, Shouts und Growling. Definitiv eine Band die man sich mal wieder anschauen bzw. anhören kann. Und alle Gamer im Publikum dürften beim T-Shirt des Gitarristen einen Grund zum Schmunzeln gehabt haben - hatte er doch ein Half-Life-2-Shirt an statt der sonst üblichen Bandshirts.

Als nächstes stand die norwegische Black'n'Roll-Band Vreid auf dem Programm. Wie zu erwarten spielten sie harten Metal zu dem man nur eines sagen kann: Die Jungs wissen wie man die Leute zum abgehen bringt! Das ist aber auch kein Wunder, denn die Band existiert schon seit zehn Jahren und genauso lange gab es die Vorgängerband Windir. Der teilweise giftgrüne angeleuchtete Nebel passte perfekt zur Musik und ganz nebenbei erwähnte die Band noch, dass es ihr erstes Konzert außerhalb Norwegens seit dem Release ihres neuesten Albums Welcome Farewell ist. Am Ende tat die Band noch etwas, mit dem man sich auf Festivals immer beliebt macht - und zwar ganz ohne Ironie: Neben Drumsticks, Setlists und ähnlichem Kram flogen auch einige Flaschen Wasser in die Menge! Es gibt doch nichts besseres als Gratis-Wasser für das man noch nichtmal an die Bar gehen muss... sofern man auch eine der Flaschen fängt.

Ensiferum - über die Melodic Folk Metaller aus Finnland muss man eigentlich nicht viel sagen. Jeder, der einigermaßen an der Pagan/Viking/Folk-Metal-Szene interessiert ist, kennt sie und dass sie Headliner des Festivals waren stand außer Frage (selbst wenn es nicht auf der Running Order vermerkt gewesen wäre). Während ihren 100 Minuten Spielzeit brachten sie auch den verschlafensten Fan auf Trab: "Metal ist Krieg" beschreibt die tosende Stimmung während des gesamten Konzerts ziemlich gut. Es gab alles, was man auf einem wilden Metalkonzert erwartet: Circlepits, Crowdsurfing und sogar eine Wall of Death - die sich aber glücklicherweise nicht bis in die erste Reihe erstreckte.

Als letzter Act war Finsterforst an der Reihe. Die Pagan-Metal-Band aus dem Schwarzwald erweitert das typische Metal-Lineup mit einem Akkordeon - das sieht man auch nicht alle Tage bzw. wenn dann doch eher wenn es in Richtung Mittelalter-Rock geht. Wenn man sich die Bandmitglieder so anschaute konnte man durchaus denken, dass sie sich bei übelstem Sauwetter durch den Wald gekämpft haben: Matsch bis zum Gehtnichtmehr. Da konnte man in der ersten Reihe nur froh sein, dass es sich nicht um eine Band wie Gwar handelte - denn so blieb der Matsch auf den nackten Oberkörpern der Band und im Publikum blieb man sauber. Die Stimmung war immernoch gut allerdings merkte man deutlich, dass die Leute von Ensiferum noch außer Puste waren und dementsprechend war es deutlich friedlicher.
Am Ende der Show durfte noch ein Zuschauer auf die Bühne, der seiner Freundin übers Mikro mitteilen wollte, wie sehr er sie doch liebt. Das ist zwar etwas cheesy und ich persönlich hätte ja zumindest mit einem Heiratsantrag gerechnet aber nichtsdestotrotz kam direkt im Anschluss genau der Song der Band, den man an dieser Stelle auch erwarten würde: die Försterhochzeit - übrigens einer der wenigen Songs von Finsterforst mit cleanem Gesang.

Mein Fazit:

Das Niflheim Festival ist ein Geheimtipp für alle, die härteren (Pagan-/Viking-)Metal mögen und ich kann jedem, dem der Weg nach Stuttgart nicht zu weit ist, nur empfehlen die Seite des Festivals im Auge zu behalten - es würde mich doch stark wundern, wenn es nächstes Jahr nicht erneut stattfindet. Man darf gespannt sein wer dann Headliner sein wird - nach Moonsorrow (2012) und jetzt Ensiferum kann man aber davon ausgehen, dass es wieder ein echter Knaller wird.
Zu kritisieren gibt es nur wenig: Die Verzögerung beim Einlass war zwar etwas nervig aber es gibt Schlimmeres (wobei die Kerle mit einem kurzen Kilt und nichts drunter da wohl anderer Meinung sein dürften). Bei den Bändchen hoffe ich für nächstes Jahr jedoch definitiv auf eine bessere Lösung - schöne Stoffbändchen wären perfekt.
Aber unabhängig davon ist das Festival sicher auch im nächsten Jahr wieder einen Besuch wert.

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