Festivalbericht: Wacken 2019

19. August 2019, 20:56 - festival, nachbericht, wacken - geposted von ThiefMaster

In diesem Jahr fand das seit der Gründung 1990 inzwischen dreißigste Wacken Open Air statt. Dieses Jubiläum musste natürlich gebührend gefeiert werden und deswegen gab es im Vergleich zu den vorherigen Jahren eine neue Bühne: Neben dem Bullhead City Circus wurde ein weiteres Zelt aufgebaut und darin befand sich die restaurierte Bühne vom ersten Wacken Open Air, die sogenannte History Stage. Darauf sollten vor allem junge Bands die Gelegenheit bekommen, ihr Können der (Metal-)Welt zu zeigen und deshalb fand hier auch der Metal Battle, der große internationale Nachwuchswettbewerb von Wacken, statt.

Das Wetter in diesem Jahr hatte ein bisschen von „Rain“ und auch von „Shine“. So hätte man in diesem Jahr die Gummistiefel getrost zu Hause lassen können und hatte dennoch keine so extreme Staubwüste, wie es im letzten Jahr der Fall war. Dass die schlammreichen Jahre 2015 – 2017 dennoch nicht spurlos an den Festivalgängern vorbeigegangen waren, zeigte sich darin, dass selbst bei strahlendem Sonnenschein einige Metalheads mit Gummistiefeln unterwegs waren. Ebenso konnten wir beobachten, dass die Schließfächer des Pressezeltes eine gute Möglichkeit sind, um Gummistiefel aufzubewahren und sie im Anschluss an ein Gewitter schnell zur Hand zu haben (kein Wunder waren einige davon schon am ersten Tag voller Staub…). So ganz ohne Regen und Sturm lief das Ganze dann auch tatsächlich nicht ab. Bereits am Mittwoch wurden die Konzerte aufgrund eines drohenden Unwetters unterbrochen und die Besucher wurden angewiesen, sich in ihre Autos zu begeben. Glücklicherweise streifte dieses Gewitter Wacken nur und es kam zu keinen Zwischenfällen. Lediglich auf dem Wackinger Village ließ sich am nächsten Tag eine kleine Schlammpfütze finden. Auch am Freitag zogen noch einmal Gewitter in der Nähe vorbei und das Festivalgelände wurde leider erneut sicherheitshalber für ca. zwei Stunden evakuiert. Wacken hatte wieder Glück und die drohende Schlammschlacht konnte abgewendet werden. Einziger Wermutstropfen: Einzelne Konzerte mussten gänzlich abgesagt/gekürzt werden und es kam zu Verschiebungen in der Running Order, welche bisweilen zu wenig kommuniziert und daher Konzerte verpasst wurden – die App wurde zwar aktualisiert, allerdings ist mobiles Internet in Wacken ja immer so eine Sache.

Aber gehen wir zuerst einmal zum ersten Tag des Festivals, dem Mittwoch. Obwohl nicht offizieller Festivaltag, spielten doch bereits Bands auf den kleineren Bühnen und auch in der Kirche von Wacken wurden die ersten Konzerte gegeben. Einzig die drei großen Bühnen (Faster, Harder und Louder) auf dem Infield öffnen erst am Donnerstag. Dieser Tag war wie schon erwähnt geprägt von sehr unterschiedlichem Wetter (getreu dem Motto „Rain or Shine“) und so konnten auch schon die ersten Sonnenbrände gesichtet werden. Zurück zu den angenehmeren Dingen: Schon bevor u.a. die Wackinger Stage bespielt wurde, konnte man sich in der Wasteland Area in ein alternatives Universum ganz im Mad-Max-Stil versetzen lassen. Vor allem Endzeit- und Cosplayfans kamen dort auf ihre Kosten! Auf der Wackingerstage fing der Tag mit dem "Fluch des Drachen" von Corvus Corax mittelalterlich an; später wurde es dann durchaus wilder als die verrückten Australier von Lagerstein mit ihrem Piratenmetal kamen, der stark zum mitfeiern einlud. Ein dickes Prost! geht dabei an den Gitarrenspieler, der sein Bier frisch aus seinem Stiefel genoss (und ja, er hatte ihn vorher und auch danach an).

Am nächsten Morgen ging es für uns erst einmal gemütlich los: mit der Frühstücksbeschaffung. Diese wurde sehr durch die Frühstückszelte erleichtert, bei denen es Sachen wie Rührei, Brötchen, Sandwich oder - mein Highlight - Schokoladencroissants gab. Im Nachhinein gesehen war an diesem Morgen auf dem Campingplatz noch eher wenig los. Mittags ging es dann los in Richtung Wackinger Village und zur für uns ersten Band des Tages: Vogelfrey. Obwohl es noch eher früh am Tag war (sprich 14 Uhr), standen bereits einige Leute vor der Bühne und die Stimmung war gut. Danach ging es gleich weiter mit den mittelalterlichen Klängen. Versengold spielte auf der Louder Stage. Die Band spielte eine gute Mischung aus alten und neuen Liedern, inklusive drei Songs von ihrem neuen Album. Auch ein Gastsänger war mit von der Partie und selbst das Schunkeln kam nicht zu kurz. Gleichzeitig spielte Skyline zwei Bühnen weiter, weshalb man in der Mitte zwischen den beiden Bühnen eine schöne Mischung der beiden Bands bewundern konnte. Hier war auch Doro mit von der Partie (nur so als Info für diejenigen, die sich gewundert haben, bei welcher Band sie dieses Jahr auf dem Wacken auftreten wird). Nach nur einer Stunde hieß es jedoch schon weitergehen - als nächstes spielten Beyond the Black. Abwechslung muss schließlich auch sein und wir wurden mit gutem Symphonic Metal für unsere Entscheidung belohnt. Während einigen Songs wurde die Band durch die international bekannte Cellistin Tina Guo verstärkt. Dies ergab eine interessante Mischung und die Stimmung bei diesem Konzert war entsprechend gut. Nach einer Pause ging es weiter mit Hammerfall. Die Jungs aus Schweden lieferten eine lebhafte Show ab und das Publikum wurde oft zum Mitsingen animiert. Vor dem Konzert hatte der Clip zur neuen Single „Dominion“ seine Uraufführung auf den Leinwänden des Festivals. Auch eine weitere Single vom neuen Album wurde gespielt: (We Make) Sweden Rock, eine Hommage an die schwedische Metal- und Rockmusik und an die Bands, die diesen am Leben halten. Später ging es mit den Australiern von Airbourne weiter und danach stand schon der Headliner von diesem Tag in den Startlöchern: Sabaton durfte zur Feier ihres 20-jährigen Bandjubiläums auf den beiden Mainstages Faster und Harder spielen. Mit einer guten Viertelstunde Verspätung startete das Konzert schließlich. Zunächst wurde nur die Faster-Stage genutzt und die Band und ihr Chor befinden sich alle auf derselben Bühne. Die zweite Bühne wurde erst nach ungefähr der Hälfte des Konzerts in Betrieb genommen: vier ehemalige Mitglieder von Sabaton wurden für dieses spezielle Konzert für einen Gastauftritt zurückgeholt und spielten den zweiten Teil der Show mit. Auch Cellistin Tina Guo war für einige Lieder mit von der Partie. Die Band durfte sogar länger als eingeplant spielen und so kam es zu keiner Kürzung der Setlist. Der Auftritt von Sabaton war gut, wer jedoch mit einer so großen Show rechnete, wie sie Savatage und das Trans Siberian Orchestra vor vier Jahren abgeliefert hatten, wurde leider etwas enttäuscht. Aber es gab gut zwei Stunden Panzermetal, also kann man sich als Sabatonfan eigentlich nicht wirklich beklagen. Natürlich durften auch die üblichen „Noch ein Bier“-Rufe nicht fehlen.

Am Freitag starteten wir den Tag mit The New Roses im Bullhead City Circus. Auch hier fanden sich trotz der frühen Stunde schon einige Metalheads im Zelt ein. Die New Roses konnten mit ihrem Set restlos überzeugen und hatten das Publikum schnell in der Tasche. Als nächstes erhofften wir uns, die letzte halbe Stunde vom Konzert von Eluveitie miterleben zu können. Daraus wurde jedoch nichts, da sie aufgrund der Unwetterwarnung abbrechen mussten. Danach hieß es zwei Stunden warten, bis die Gewitter vorbeigezogen waren und der Festivalbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Als nächstes ging es zu unserem Highlight von diesem Festival: Eclipse. Auf der Headbangers Stage lieferten die Schweden eine äußerst gelungene Show ab. Danach konnten die letzten Lieder von Within Temptation angehört werden, bis es dann mit Demons and Wizards weiterging. Das spezielle an dieser Band: Seit 14 Jahren wurde kein Album veröffentlicht und seit 19 Jahren nicht mehr live gespielt. Umso schöner war es, diesen Auftritt in Wacken live miterleben zu können. Die letzte Band für diesen Abend für uns waren Crazy Lixx aus Schweden (ja, schon wieder eine Band aus Schweden). Das Zelt, in dem sich die History Stage befindet, war gut gefüllt und die vor allem weiblichen Fans sangen und tanzten zu den eingängigen Liedern.

Schon brach der letzte Tag des Festivals an und mit ihm ging es wieder zurück zur Mittelaltermusik. Subway to Sally spielten ausnahmsweise mal nicht als letztes Band des Festivals, sondern zur Mittagszeit. Das Infield war sehr gut gefüllt (vielleicht mit all den Leuten, denen es sonst zu spät wurde, wenn Subway to Sally als Rausschmeißer gespielt haben?). Danach ging es wieder ins Zelt zur Headbangers Stage. Hier spielte als nächstes die Glam-Metal Band Reckless Love. Die (wieder vorwiegend weiblichen) Fans waren begeistert und Sänger Olli Herman unterschrieb sogar während des Konzertes ein T-Shirt und eine Jacke. Danach ging es ins andere Zelt zur History Stage. Hier gab es als richtiges Kontrastprogramm The Offering. Die Jungs aus den USA spielen einen sehr facettenreichen Modern Metal. Besonders der variable Gesang brachte eine sehr spannende Abwechslung in dieses Konzert. Nach einer etwas längeren Pause (man merkte, dass es der letzte Festivaltag ist) ging es mit Powerwolf weiter. Die Band lieferte eine tolle Show mit viel Pyro (wer hat Attila nochmal zwei Flammenwerfer gegeben? WHAT COULD POSSIBLY GO WRONG?!) und Mitsingen des Publikums ab. Als nächstes gab es eine groß angekündigte Überraschung zum dreißigsten Jubiläum des Festivals: Mit einer großen Show inklusive Special Guest Matt Heafy von Trivium und der mexikanischen Band Cemican wurden das Motto des Wacken Open Airs 2020 „Die Kultur der Maya und Azteken“ sowie die ersten Bands bekannt gegeben. Matt Heafy spielte zwischen den Bühnen Gitarre (inklusive Feuerwerk beim Gitarrenhals) während Cemican, dem Motto entsprechend verkleidet, auf der Bühne tanzten. Wacken verspricht für das nächste Jahr einen komplett neuen Anstrich für das Festival, der sich nicht nur auf das Aussehen, sondern auch auf Essen, Shows und Sounds auswirken soll. Mit Feuer, Lasershow und einem Video wurden diese Neuerungen gebührend gefeiert. Man darf also gespannt sein, wie das Festival nächstes Jahr aussehen wird.

Danach war für uns das Wacken Open Air 2019 bereits wieder Geschichte. Wir können auf vier tolle Festivaltage zurückschauen und sind jetzt schon wieder voller Vorfreude, wenn es wieder heißt: See you in Wacken, rain or shine!

Wie immer gibt es natürlich viele Fotos vom Festival, entweder in unserer Galerie oder nach Band sortiert bei unserem Fotografen.