Bewertung 5/6 Pommesgabeln
Genre Dark Metal, Black Metal, Fun
Label Massacre Records
Releasedatum 25. April 2014
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Eisregen - Flötenfreunde

11. Mai 2014, 01:33 - eisregen, review, massacre-records - geposted von Janus

Noch gar nicht so lange ist es her, da gab es ein Eisregen-Studio-Album namens Todestage. Entgegen der ursprünglich veröffentlichten Tracklists fehlte dann ein Song auf der Platte. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass das Rothkehlchen und seine Mannen noch mal nachgelegt haben. Und nun liegt hier eine EP namens "Tausendschweiner". Was die Thüringer hier über Massacre Records abliefern ist mal geringfügig etwas anderes. Wer hier ein ernstes Konzeptwerk erwartet wie auf manch einer indizierter Platte eben dieser Herrschaften, der wird enttäuscht sein. Die EP erinnert eher an die Hexenhaus-EP und ist primär humoristisch geprägt. Für die Wenigen, die noch keinen Kontakt mit Eisregen'scher Liedkunst hatten, sei hier noch einmal auf den Promo-Clip zum letzten Voll-Album verwiesen:


Review:

1. Rotes Meer (03:14)
Mit einem geradezu schwarzmetallischen Marsch-Intro startet die Platte in den vermutlich härtesten Track der EP. Mit deftigem Riffing, stompigen Drums, netten Keys im Hintergrund und netten Bass-Outslides macht der Song schon ein bisschen Lust auf mehr. Dazu tobt sich das Rothkehlchen wie gehabt stimmlich aus und singt von Blut, Tod und dem Mond. Hach ja, alles wie früher!

2. Tausendschweiner (04:20)
Uuuund das wars mit den ernstzunehmenden Songs. Erst mal. In der Kategorie "Kai aus der Kiste" und "Kathi das Kuchenschwein" begrüßen wir den "Tausendschweiner". Musikalisch sind wir hier eher ruhig. Entspannte Arbeit an allen Instrumenten gekrönt von einem total gekonnten Flötensolo. (Ich vermute an der Stelle hat der Bursche sich eine Blockflöte partiell rektal eingeführt und dann seinen Blähungen freien Lauf gelassen, während der Herr Roth willkürlich ein paar Löcher zugehalten hat. Ich freue mich schon auf Live-Darbietungen dieses Kunststücks!)
Inhaltlich besingt der Fronter hier einen vermutlich Zurückgebliebenen der einen Flötenauftritt hinlegt. Ich vermute die größte Herausforderung (neben dem Erstellen dieses Textes) liegt hier in der Beherrschung des Lachimpulses während der Aufnahme.

3. Blut Saufen (04:46)
Und weil solche Texte eben irgendwie so gar nicht klassisch Eisregen sind, lehnt man sich in diesem Track nun ein bisschen gegen die Erwartungen auf, dass ein Eisregen-Song eben immer ernsthafte Horror-Kost sein muss. Gekonnt wird karikiert, was karikiert gehört, und so singt man von der Erwartung, dass es um Blut und böse Dinge gehen muss und gibt sich dann den klassischen Ideen einer blutrünstigen Geschichte von einem Mörder hin. Ergänzend zu den schnodderig-dämlichen Lyrics gibt's einen kleinen Electro-Beat (erinnert mich immer mehr an die Hexenhaus-Elektrohexe-Ära...) und ansonsten eher zurückhaltende Instrumentierung: Keys und Stromgitarren - wie im Text angedeutet - sucht man hier vergeblich, mal von der ersten halben Minute im klassischen Metal-Stil abgesehen.

4. Mordlust (04:59)
Düster. Klavier-Intro, einsetzender Up-Beat, knurrige Klampfen - ein kehliges Rothkehlchen. Wenn ich ein Groupie-Weibchen wäre, stünde ich jetzt in einer Pfütze.
Ich fühle mich irgendwie sofort in die Krabbenkol... Pardon, die "Totfleischkolonie" zurückversetzt. Während der Upbeat sich zu einem begleitenden Rhythmus verwandelt, wird aus dem Piano eine chorale Hintergrundbeschallung und der dichte Klangteppich wird von der kratzigen Stimme durchbrochen. Und so schön kann Mordlust sein.

5. Tot / Untot (Demo-Version) (04:00)
Moderig kriecht dieses zombifizierte Stück Klangkunst aus den Lautsprechern. Und sobald man es entdeckt hat, entdeckt es seinen Hörer und jagt Ihn mit angehobenem Tempo (und ohne BRAAAAIIIIINNNSSSSS) durch die Gegend. Während die Keys hier wieder im Hintergrund bleiben, treibt die Rhythmus-Sektion aus Bass, Gitarre und Drums den Song voran bis zu staccato-artigen Breaks. Durchweg kotzt sich der Stimmling durch dieses dunkelmetallische Gebilde. Was bleibt ist ein Statement, dem sich eigentlich jeder anschließen kann: "Tod... ist relativ... ... Scheiße!"


Tracks:

  1. Rotes Meer (03:14)
  2. Tausendschweiner (04:20)
  3. Blut Saufen (04:46)
  4. Mordlust (04:59)
  5. Tot / Untot (Demo-Version) (04:00)
  6. [Lang Lebe Die Nadel (Studio Edit/Video Clip) (05:56)]
  7. [Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da (Video Clip) (04:14)]

21:10 Minuten [32:20 mit Videos]


Line-Up:

  • M. Roth: (Vocals)
  • Yantit (Puls)
  • Bursche Lenz (Vier- & Sechssaiter)
  • Dr. Franzenstein (Tastenwelt)

Fazit:

Ich gebe zu, ich war etwas skeptisch dieses Mal. Waren die letzten Alben der Thüringer für mich eher Kurzzeit-Bespaßung ohne den heftigen Ohrwurm-Charakter, den die etwas länger zurückliegenden Alben oder beispielsweise auch noch das Kaltwassergrab auf der Hexenhaus-EP ihn besaßen, so sehne ich mich irgendwie doch nach genau diesen zurück. Beim ersten Durchlauf sah ich mich durchaus bestätigt in meiner Erwartungshaltung. Irgendwie wollte es nicht so richtig. Und dann, so beim dritten oder vierten Durchlauf, hat es irgendwie das Akustik-Feuer geschürt und den Funken übergeschlagen.

Die EP hat im Prinzip ein Problem: Man braucht etwas bis man drin ist - und dann ist sie schon vorbei. Zwei reine Party-Hits und drei schwarz-dunkel-todmetallische Tracks sind eben eine EP-Länge. Abgerundet mit zwei weiteren Tracks als Video-Beilage ergibt sich ein extrem stimmiges Gemisch (was den Preis auch absolut rechtfertigt!) - welches aber eben irgendwie darunter leidet, eine EP zu sein.

Was bleibt ist eine Hand voll wirklich spaßiger Songs mit einem Querschnitt aus verschiedener Eisregen-Epochen, die man hervorragend auf kleineren Zusammenkünften im Hintergrund laufen lassen kann und die durchaus überzeugen kann. Für einen Lacher oder zwei und ein paar kleine Kopf-Nicker sorgt die Scheibe sicherlich. Long Story Short... Von mir...

... gibt es auf jeden Fall 5 von 6 Pommesgabeln!